Gouverneur mit Hang zum Luxus
Saudis wütend über Finanzgebaren ihres Königs
Saudi-Arabiens Zensoren hatten die staatlich kontrollierten Medien schon Wochen vor den Panama-Enthüllungen verpflichtet, über die »persönlichen Finanzen« von König Salman ibn Abd al-Aziz Stillschweigen zu wahren. Doch verhindern konnte man die Debatte nicht: Kurz nach den Enthüllungen im Westen ließen im Internet Tausende saudischer Nutzer ihrer Wut freien Lauf, forderten Aufklärung über die Finanzgeschäfte des Staatsoberhauptes, und vor allem darüber, woher das Geld stammt, mit dem Salman während seiner Zeit als Gouverneur der Provinz Riad Wohnungen in feinster Lage in London und eine Jacht gekauft haben soll.
Der Skandal kommt für das Königshaus zu ungünstiger Zeit: Seit Jahren ist vielen Saudis der ausschweifende Lebensstil der tausende Angehörige umfassenden Herrscherfamilie ein Dorn im Auge. Nun ist millionenteurer Besitz im Ausland hinzugekommen, verschleiert durch ein Geflecht aus Briefkastenfirmen - zu einem Zeitpunkt, an dem Saudi-Arabien das größte Haushaltsdefizit seiner Geschichte aufweist, Einschnitte bei den Sozialleistungen und die Einführung von Mehrwert- und Einkommenssteuer drohen.
Die rund 5000 männlichen Mitglieder der Herrscherfamilie erhalten ein monatliches Stipendium, dass sich im Alter erhöht; die Höhe ist unbekannt. Dass ein Gouverneur, der damals noch nicht als Thronfolger galt, Einnahmen erzielte, die millionenschwere Ausgaben ermöglichen, ist unwahrscheinlich. Dass diese Ausgaben zudem über Briefkastenfirmen verborgen wurden, sei »in hohem Maße verdächtig«, sagt ein Anwalt der auf Wirtschaftsrecht spezialisierten Kanzlei Al Joufi.
Denn die Ausgaben der Herrscherfamilie würden durch eine Art Rechnungshof überprüft, der aber selten ein Veto einlege. Im Fall des Königs sowie des jeweiligen Kronprinzen, deren Stipendien der Höhe nach unbegrenzt sind, müssen die Ausgaben angemessen sein, und der strengen saudischen Auslegung des Islam entsprechen. Als Gouverneur hätte Salman also die Herkunft des Geldes offenlegen müssen und damit seine Anwartschaft auf den Thron riskiert. Andere potenzielle Thronfolger waren eben wegen ihres Finanzgebarens übergangen worden.
Konsequenzen drohen aber wohl keine - der König besitzt umfassende Immunität. Die Zensurbehörde hat derweil damit begonnen, alle Internetseiten, die sich mit den Enthüllungen befassen, zu blockieren.
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