Leiseroller vorerst noch auf Testkurs

In mehreren deutschen Städten fahren Elektro-Busse im Rahmen eines Pilotprojekts - jetzt auch in Hannover

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.
Abgasfrei und leise rollen Elektrobusse durch mehrere deutsche Städte, jetzt auch in Hannover. Doch überall gilt: Noch wird nur getestet - die E-Mobile müssen sich erst als serienreif erweisen.

Was surrt denn da? Der Radfahrer auf dem Ricklinger Stadtweg in Hannover dreht sich um nach dem unbekannten Geräusch und erschrickt. Hinter ihm setzt ein grüner Omnibus zum Überholen an. Ohne Motorgebrumm, ohne Dieselgestank. Der Radler ist einem der drei ausschließlich batteriebetriebenen Bussen begegnet, die seit Dienstag zum Fuhrpark der hannoverschen Verkehrsbetriebe Üstra zählen - zum Testen.

»Wir sind noch am Ausprobieren«, heißt es aus den meisten Orten, in denen schon E-Busse laufen, auf die Frage nach dem Stand der Dinge. »Wo getestet wird, geht auch mal etwas schief«, bittet auch Üstra-Vorstand André Neiß die künftigen Passagiere um Nachsicht, sollte es mal technische Pannen geben. Gedanken werde sich das Unternehmen darüber machen, ob die Busse mit Fahrgeräuschen ausgestattet werden. Man wolle ja niemanden erschrecken.

Mit größeren Problemen als mit leisen Motoren hatten sich seit Sommer 2015 die Berliner Verkehrsbetriebe BVG auseinanderzusetzen. Ihre vier Testbusse mussten immer mal wieder in die Werkstatt. Das Aufladen funktionierte nicht, der Stillstand führte zu herben Medienkommentaren an dem Projekt, das die Bundesregierung mit 4,1 Millionen Euro gefördert hat.

Auch BVG-Sprecherin Petra Reetz bittet um Verständnis für »Macken« beim Elektrobus-Einsatz. Ein Testbetrieb sei schließlich dazu da, Fehler aufzuzeigen. Das sei zum Beispiel im Winter geschehen, als die Ladeflächen der Fahrzeuge mit Frost überzogen waren und nach Lösungen gesucht werden musste. Es gelte, jetzt »Kinderkrankheiten« aufzuspüren, aber: »Wir glauben daran, dass der Elektrobus ein Verkehrsmittel der Zukunft ist«, so Petra Reetz.

Das glaubt und hofft auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD), die zum Elektrobus-Start nach Hannover gekommen war und mahnte: In den vergangenen 25 Jahren haben sich die Treibhausgas-Emissionen in Deutschland verringert, nur in zwei Bereichen nicht: in der Landwirtschaft und im Verkehr. »Da liegen die Schadstoffwerte auf dem Niveau von 1990.« E-Busse könnten zu einer Verbesserung beitragen, das Ministerium werde deshalb die Fahrzeugtests weiter unterstützen, versprach Hendricks.

Deutschlandweit hat der Bund bislang 25 Elektrobus-Projekte gefördert: in Hamburg, Niedersachsen, Hessen, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Bayern und Sachsen. Für das Vorhaben in Hannover gab es 900 000 Euro aus dem Umweltministerium. Jeder der in Niedersachsens Hauptstadt eingesetzten E-Busse des polnischen Herstellers Solaris kostet rund 620 000 Euro. Die E-Mobile können in vier Minuten für ihren 16 Kilometer langen Linienkurs aufgeladen werden. Der Strom, CO2-frei erzeugt, kommt aus der Oberleitung der Stadtbahn.

Mit Bahnstrom werden zum Beispiel auch die E-Busse in Dresden aufgeladen, die »zuverlässig fahren und bei Fahrern wie Fahrgästen gleichermaßen beliebt sind«, so Falk Lösch, Sprecher der Dresdner Verkehrsbetriebe. Für ein echtes Fazit des Tests sei es aber noch zu früh.

Unter den E-Bus-Testern ist auch die Stadt Mannheim in Baden-Württemberg. Zu ihrem Fahrgast-Service gehört eine Informationsschrift. Sie lässt vermuten, dass die Kunden viele Fragen zu den neuen Fahrzeugen haben. Etwa, ob vom Bus elektromagnetische Felder ausgehen, die den Herzschrittmacher beeinflussen oder Haustiere schädigen. Solche Gefahren bestünden nicht, lautet die Antwort. Eine andere Frage aus der Bevölkerung: Werden die Anschaffungskosten auf die Kunden abgewälzt? »Der E-Bus wird keine negativen Auswirkungen auf die Fahrpreise haben«, betont Üstra-Pressesprecher Udo Iwannek.

Und das Fahrgefühl? Bei Probefahrten in Hannover äußerten sich Testpassagiere durchweg positiv. »Schön leise«, war immer wieder zu hören. Aber vielleicht wird ja doch noch ein bisschen »künstliches Fahrgeräusch« installiert, damit sich kein Radfahrer beim Überholen erschrickt.

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