Kenia-Koalition schließt die »Vernunftehe«

Schwarz-rot-grüne Koalition in Sachsen-Anhalt von Parteispitzen beschlossen / SPD: Es ist keine Liebe

  • Lesedauer: 3 Min.

Magdeburg. Die bundesweit erste schwarz-rot-grüne Koalition in Sachsen-Anhalt steht. Die Parteispitzen einigten sich nach einer rund siebenstündigen Sitzung in Magdeburg auf den Koalitionsvertrag und die Ressortverteilung, wie die Parteien mitteilten. Am Freitag und Samstag müssen noch Parteitage grünes Licht geben. Am Montag könnte dann Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) für weitere fünf Jahre ins Amt des Ministerpräsidenten gewählt werden.

Haseloff kündigte nach der Einigung ein Sofortprogramm der neuen Landesregierung an. Es würden nun mehr Polizisten und Lehrer eingestellt, die Vorgaben des Stabilitätsrates für die Konsolidierung des Haushaltes aber auch künftig eingehalten. »Es lohnt sich, in eine gemeinsame Koalition zu gehen«, sagte Haseloff.

SPD-Chef Burkhard Lischka nannte die Einigung eine »Vernunftehe«. Es sei keine Liebe auf den ersten Blick gewesen, sagte Lischka. Die SPD spüre aber ihre Verantwortung. »Die SPD wird wirklich für diese Regierung kämpfen«, sagte Lischka. »Alles andere wäre für dieses Land eine Katastrophe.« Die Grünen-Chefunterhändlerin Claudia Dalbert sagte, sie sei zuversichtlich, dass die Basis Rückendeckung gebe.

Die Ressortverteilung sieht nun so aus, dass die Grünen ein und die SPD zwei Ministerien erhalten. Die übrigen sechs Ressorts - inklusive Staatskanzlei - übernimmt die CDU. Die CDU war bei der Landtagswahl klar die stärkste Partei geworden, die SPD dagegen auf nur noch rund zehn Prozent abgestürzt. Die Grünen hatten knapp den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde geschafft. Die rechtspopulistische AfD erhielt dagegen fast jede vierte Wählerstimme, mit ihr will aber keine der anderen Partien koalieren.

Nach der Ressortverteilung soll das neu zugeschnittene Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie in Sachsen-Anhalt künftig von den Grünen gesteuert werden. Die SPD soll dagegen das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration sowie das Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung erhalten. Für die Grünen würde die bisherige Fraktionschefin Claudia Dalbert Ministerin, für die SPD die Abgeordnete Petra Grimm-Benne und der bisherige Staatssekretär Jörg Felgner. Die CDU will die konkrete Besetzung ihrer Ministerien erst später nennen. Als gesetzt gelten aber Verkehrsminister Thomas Webel und Innenminister Holger Stahlknecht.

Haseloff sagte, zuletzt sei noch intensiv darüber verhandelt worden, ob die Grünen im Umweltministerium statt des Landwirtschaftsbereichs besser den Baubereich übernehmen. Dies hätten die Grünen aber letztlich abgelehnt. Bauernverbände hatten kritisiert, dass ihr Bereich in die Hände der Grünen gehe. Nach Angaben der Grünen wurde auch die Idee verworfen, dass einige Staatssekretäre aus einer anderen Partei kommen als die jeweiligen Minister. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.