Kasachstan ist eine Kugel

Astana baut für die Expo 2017 / Teilnehmer aus über 100 Staaten und zwei Millionen Besucher erwartet

  • Hubert Thielicke, Astana
  • Lesedauer: 3 Min.
Mit der EXPO 2017 findet erstmals eine Weltausstellung in einem postsowjetischen Land statt, Bauprobleme und Korruptionsfälle eingeschlossen.

Jedes Mal überrascht Astana mit neuen Bauprojekten. Täglich wächst die Hauptstadt Kasachstans in die sie umgebende Steppe hinaus. Schwerpunkt Nummer Eins ist derzeit die Fertigstellung der Pavillons für die EXPO im nächsten Jahr, die dem anspruchsvollen Thema »Energie der Zukunft« gewidmet ist.

Obwohl das Bauen im Winter äußerst schwierig war - Astana gilt nach dem mongolischen Ulan Bator als die zweitkälteste Hauptstadt der Erde - und es die Schlammperiode auch nicht einfacher macht, drehen sich über dem Gelände unentwegt die Baukräne. Aktuell sind etwa 3500 Arbeitskräfte hier beschäftigt, in der Endphase sollen es 10 000 sein.

»Wir liegen im Plan«, betont Alisher Pirmetov, erster Vizevorsitzender des für den Bau zuständigen Nationalunternehmens »Astana EXPO-2017«. »Fast 80 Länder sowie 14 internationale Organisationen haben bereits ihre Teilnahme bestätigt. Wir rechnen mit 100 Teilnehmerländern sowie mit etwa zwei Millionen Besuchern, davon etwa 15 Prozent aus dem Ausland, insbesondere aus dem GUS-Raum und China, aber auch aus Europa, der Türkei und den USA.«

Bis Ende dieses Jahres sollen die Ausstellungspavillons stehen, so dass die teilnehmenden Länder Anfang 2017 mit der Innengestaltung beginnen können. Den Hauptthemen Reduzierung der CO2-Emissionen, Energieeffizienz, Energie für alle und Welt der Energie werden spezielle Pavillons gewidmet.

Erste Vorstellungen gibt es über die Nachnutzung der EXPO-Gebäude. Gedacht wird an ein Internationales Zentrum für die Entwicklung Grüner Technologien, das Astana-Finanzzentrum sowie wissenschaftliche und wirtschaftliche Einrichtungen sollen ebenfalls ihren Platz finden. Auch die Probleme werden nicht verschwiegen. Ein ausländischer Berater habe im letzten Jahr erhebliche Zweifel am Projekt geäußert und das Handtuch geworfen - mehrere Manager mussten wegen Korruption gefeuert werden. Das werde aber die vom 10. Juni bis 10. September 2017 geplante EXPO nicht aufhalten.

Im Zentrum des 25 Hektar umfassenden eigentlichen Ausstellungsgeländes wird sich der nationale Pavillon Kasachstans in Form einer riesigen Kugel erheben - die weltgrößte ihrer Art als Symbol der EXPO. Die Gesamtfläche der Ausstellungszone beträgt 174 Hektar, einschließlich Parkflächen, Wohnhäusern, Hotels und Konferenzzentren. Das Modell im Verwaltungszentrum vermittelt einen anschaulichen Eindruck. Die Wirklichkeit draußen sieht derzeit noch etwas nüchterner aus. Das Stahlskelett des Kugelpavillons steht, ringsum wachsen die Rohbauten.

Unweit vom EXPO-Gelände zeigt das Hauptquartier des nationalen Unternehmens »Der kosmische Weg Kasachstans«, dass das junge Land durchaus in der Lage ist, moderne Großprojekte umzusetzen. Kasachstan und der Weltraum?

Natürlich weiß man, dass von Baikonur aus, dem weltgrößten, in der Kasachensteppe gelegenen Kosmodrom, russische Raketen starten. Mit ihnen flogen auch bereits drei einheimische Kosmonauten ins All. Das zentralasiatische Land ist dabei, unter der Leitung des Ministeriums für Investitionen und Entwicklung sowie seines Aerokosmischen Komitees ein eigenes Weltraumprogramm zu realisieren.

»Wir arbeiten zusammen mit Unternehmen aus Russland, Deutschland, den USA, Großbritannien, Frankreich und anderen Ländern«, informiert im nd-Gespräch Marat Nurgushin, amtierender Direktor des Unternehmens. Es wurde 2005 gegründet und hat derzeit 240 Mitarbeiter, davon 167 Ingenieure. »Unsere Schwerpunkte sind kosmische Systeme zur Erdfernerkundung und zur Satellitennavigation«, so Nurgushin. Der Fernerkundung der Erde dienen die 2014 gestarteten Satelliten »KazEOSat-1« und »KazEOSat-2«, die vom internationalen Konzern Airbus Defence and Space gebaut wurden.

Für die Satellitennavigation verfügt Kasachstan seit 2014 über ein Netz aus 60 Bodenstationen. Kosmische Apparate werden bereits entwickelt und hergestellt. Für Ende dieses Jahres ist der Start eines selbst projektierten und gebauten Satelliten für wissenschaftlich-technische Zwecke geplant. Ihm soll dann bis zum Jahr 2018 der Radarsatellit »KazSAR 1« zur Erdfernbeobachtung folgen.

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