Original und Fälschung
Velten Schäfer über Andrea Nahles' Plagiat des AfD-Programms
Dass die Bundesregierung plant, in Deutschland lebende EU-Bürger für eine gewisse Zeit vom Bezug von »Hartz IV« oder Sozialhilfe auszuschließen, ist seit Dezember bekannt. Offen war bisher, wie lange diese in die Sozialsysteme einzahlen sollen, um Zugang zu diesen Leistungen zu bekommen. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte seinerzeit eine Frist von einem Jahr ins Gespräch gebracht. Insofern überrascht es nun schon ein wenig, dass die sozialdemokratische Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles gleich noch vier Jahre draufpackt.
Für diese Fünfjahresfrist gibt es sachlich keine Begründung. Denn diese Sozialleistungen sind ja – im Gegensatz etwa zum Arbeitslosengeld I – als beitragunabhängig konzipiert. Warum also gerade fünf Jahre und nicht drei oder sieben?
Wer auch nur ein bisschen nachforscht in der jüngeren bundesrepublikanischen Parteiprogrammatik, stößt rasch auf die Zahl Fünf: Sie steht im AfD-Programm – in gerade diesem Zusammenhang. Fast wörtlich ist dort festgehalten, was die SPD-Ministerin nun ankündigt.
Für die EU ist Nahles’ in den östlichen Mitgliedstaaten überaus unpopuläre Offensive ein weiteres Signal der Desintegration. Und der SPD auf ihrem Weg in Richtung 15 Prozent wird die unverhohlene Anleihe beim rechten Populismus auch nicht helfen. Wer immer noch nicht glaubt, dass ein solches Nacheilen dem Original mehr hilft als der Fälschung, schaue in diesen Tagen nur auf Österreich.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.