Attac verleiht Aldi Negativpreis
Protest gegen Milchpreisdumping: »Goldener Aasgeier« für Discount-Marktführer / Milchbauern kämpfen für bessere Preise
Wegen der jüngsten Milchpreissenkung ist der Supermarktkette Aldi am Mittwoch der Negativpreis »goldener Aasgeier« von der Vereinigung deutscher Landwirte »Aktion Agrar« und dem globalisierungskritischen Netzwerk »Attac« verliehen worden. In einzelnen Protestaktionen sollen in den kommenden Wochen Aasgeier-Trophäen in zahlreichen Städten übergeben werden, heißt es in einer Stellungnahme von Aktion Agrar und Attac Deutschland. Darüber hinaus soll noch vor dem Milchgipfel im Mai ein offener Brief an Aldi übergeben werden, in dem die Organisatoren der Aktion ein Ende des Preisdumpings sowie die Gründung eines Solidaritätsfonds zur Krisenentspannung fordern.
Der Discounter Aldi hatte Anfang der vergangenen Woche die Preise für Milchprodukte drastisch gesenkt. So sei der Preis für einen Liter Vollmilch um 25 Prozent (59 auf 46 Cent) reduziert worden. 250-Gramm Butter verbilligte sich von 75 auf 70 Cent. Ebenfalls fielen die Preise für Schlagsahne, Kondensmilch, Kräuterquark und Joghurt.
In einer Stellungnahme rechtfertigte die Unternehmensgruppe Aldi Nord die Preissenkungen durch das »aktuelle Überangebot auf dem weltweiten Milchmarkt«. Im Rahmen der Ausschreibung, die zweimal im Jahr stattfinde, hätten die Molkereien die Milch deshalb günstiger angeboten, heißt es darin. »Es gehört zu den Grundsätzen der fairen Preispolitik von Aldi, dass wir günstigere Einkaufspreise nicht einbehalten, sondern an die Verbraucher weitergeben«, ließ das Unternehmen in der Stellungnahme verlauten.
Aktion Agrar und Attac Deutschland wiesen die Begründung Aldis, den Preisvorteil an die Kunden weitergeben zu wollen, zurück: »Mit jedem Hof stirbt ein Stück Dorfkultur. Das können wir uns ebenso wenig leisten wie die Auswirkungen der Krise auf das Wohl der Tiere und das Klima. Die Anzahl der Kühe auf den Weiden wird drastisch zurückgehen, während sie in den Megaställen noch steigen wird«, sagte Jutta Sundermann von Aktion Agrar. Mit der Preissenkung mache sich der Konzern erneut zum Krisenverschärfer und müsse die Niedrigpreisofferten großer Molkereien als unmoralisches Angebot zurückweisen, anstatt sich mit dem zerstörerischen Kampfpreis zu brüsten, sagte Sundermann weiter.
Die Preispolitik von Discountern, wie etwa Aldi oder Lidl, macht den Erzeugern bereits seit Jahren zu schaffen. Erst vor wenigen Wochen hatten in ganz Deutschland Milchbauern gegen den Verfall der Preise demonstriert. In Niedersachsen blockierten wütende Landwirte mit ihren Traktoren die größte deutsche Molkerei, das Deutsche Milchkontor (DMK) im Ammerland. Die Bauern forderten zudem staatliche Unterstützung gegen den Preisverfall.
Als Discount-Marktführer nimmt Aldi in diesem Kampf eine entscheidende Rolle ein. Üblicherweise orientieren sich andere Wettbewerber an den Preise des Billigverkäufers, was den Milchkurs weiter drücken könnte.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.