Douglas Costa schießt FC Bayern zum Pokalsieg

Die Münchner knacken Borussia Dortmund im Finale erst im Elfmeterschießen

90 Minuten plus Verlängerung: Borussia Dortmund hielt dem Druck der Bayern stand und hatte zwar weniger, dafür aber die besseren Torchancen. Erst im Duell vom Elfmeterpunkt konnten die Münchner das Endspiel für sich entscheiden – und gewannen zum 18. Mal den DFB-Pokal.

Thomas Tuchel gab sich in den vergangenen zwei Tagen in Berlin betont zuversichtlich. Gut gelaunt sprach der Dortmunder Trainer davon, dass seine Borussia im Finale des DFB-Pokals nicht nur ein schwerer Gegner sein solle: »Wir müssen gewinnen wollen.« Das hört man oft, wenn Mannschaften gegen den FC Bayern antreten müssen. Tuchel aber brachte es sehr selbstbewusst rüber. Seinen Matchplan gegen die offensivstarken Münchner wird er da schon im Kopf gehabt haben. Über 120 Minuten ging er in einem zwar torlosen, aber aufregenden und abwechslungsreichen Spiel weitestgehend auf. Erst im Elfmeterschießen musste sich der BVB geschlagen geben: Mit 4:3 gewannen die Münchner das Duell vom Punkt und den Pokal.

Als am Samstagabend der Anpfiff vor 74.322 Zuschauern im ausverkauften Berliner Olympiastadion erklang, sah man sofort, was der Dortmunder Trainer im Schilde führte: Bloß nicht den Fehler machen, mit dem FC Bayern mitspielen zu wollen. Der BVB stand mit einer Fünferabwehrkette auf dem Rasen: Außen verteidigten Marcel Schmelzer und Lukasz Piszczek, innen Sokratis Papastathopoulos, Mats Hummels und Sven Bender. Letzterer kümmerte sich vor allem um den Münchner Torjäger Robert Lewandowski. Im 5-3-2-System verdichtete die Dreierkette im Mittelfeld zusätzlich das Zentrum. Vor sollten vor allem Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang für Gefahr sorgen.

Pep Guardiola hatte sich für seine letzte Partie mit dem FC Bayern nichts Besonderes ausgedacht, der Trainer schickte die Münchner in einem 4-1-4-1-System auf den Rasen. Und seine Mannschaft hatte große Probleme ins Spiel zu finden. Zwar trat sie gewohnt dominant auf und hatte in der ersten Halbzeit 63 Prozent Ballbesitz. Genau das, aber nicht mehr, ließen die Dortmunder aber auch zu. Gefährlich wurden die Münchner nur durch Fernschüsse oder Standardsituationen. Den ersten feuerte Thomas Müller schon nach vier Minuten aus 20 Metern ab, der Ball strich knapp über die Latte. In der 22. Minute versuchte es Müller nach einer Ecke per Kopf, zielte aber auch hier zu ungenau.

Der Brasilianer Douglas Costa, einer der besten Münchner an diesem Finalabend, sorgte in der ersten Halbzeit für die größte Torgefahr. Mit seinem ersten Schuss verfehlte er aus 20 Metern nach einer knappen halben Stunde noch knapp das Tor der Borussia. Beim zweiten Versuch des Rechtsaußen in der 33. Minute hatte BVB-Torwart Roman Bürki große Probleme und ließ den Ball nach vorn prallen. Das gefährliche Gewühle im Fünfmeterraum wurde durch einen Dortmunder Befreiungsschlag beendet.

So intensiv und gut die Dortmunder verteidigten, so wenig investierten sie in die Offensive. Die meisten Aktionen endeten entweder am Strafraum der Bayern oder schon davor. Erstmals zeigte sich der BVB nach 27 Minuten im Sechzehner der Münchner, aber Aubameyang konnte von zwei Abwehrspielern gestoppt werden. Die zweite Torchance der Dortmunder war zugleich die insgesamt beste der ersten Halbzeit. In der 43. Minute brachte Piszczek den Ball nach einer Freistoßflanke per Kopf genau auf Bender, der jedoch aus zentraler Position sieben Meter vor dem Bayern-Tor den Ball nicht richtig traf. So ging es torlos in die Kabinen.

Taktisch veränderten beide Trainer in der zweiten Halbzeit nichts. Das Spiel aber wurde offener und bot sehr viel mehr Torchancen – auf beiden Seiten. Die Bayern spielten jetzt zielstrebiger und besser nach vorn, die Dortmunder trauten sich mehr zu. Mats Hummels, der später verletzt das Feld verlassen musste, köpfte den Ball fünf Minuten nach Wiederanpfiff über das Münchner Tor. Zwei Minuten später fehlten Lewandowski nur ein paar Zentimeter zur Bayern-Führung, als er eine scharfe Hereingabe von Franck Ribery knapp verpasste. In der 56. Minute behinderten sich Lewandowski und Müller im Fünfmeterraum gegenseitig. Wieder hatte Costa über die rechte Seite wunderbar vorbereitet, aber wieder blieb dem bayernroten Halbrund im Olympiastadion der Torjubel im Hals stecken.

Danach waren die Dortmunder am Drücker. Nach 57 Minuten legte Reus nach einem Konter den Ball quer auf Aubameyang. Der Stürmer aus Gabun schoss den Ball aus zehn Metern aber über das Bayern-Tor. Sechs Minuten später klärte Münchens Abwehrchef Jerome Boateng vor dem einschussbereiten Aubameyang auf der Torlinie, die Vorlage kam wieder von Reus. Die nächsten zehn Minuten gehörten wieder den Bayern. Aber weder Lewandowski nach 64 Minuten aus elf Metern, noch Ribery aus ähnlicher Distanz in der 75. Minute konnten BVB-Keeper Bürki überwinden.

Fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit erhob sich dann das gelbe Halbrund im Olympiastadion zum Jubeln. Wie schon in der ersten Halbzeit hatten die Dortmunder auch zum Ende der zweiten die klarste Chance. Nach einem langen Ball aus der eigenen Hälfte ließ sich Boateng auf der rechten Seite von Reus überlaufen. Dessen perfekte Flanke fand Aubameyang, der den Ball volley nahm – und aus sieben Metern über die Latte schoss. So blieb es auch nach der zwei Halbzeit torlos. Und wie schon nach der ersten war es ein gerechter Spielstand.

Mit wilden Armbewegungen forderte Thomas Tuchel jetzt die Fans. Er wusste: Für weitere 30 Minuten in der Verlängerung gegen diese Bayern brauchte seine Mannschaft noch mehr Unterstützung. Die Münchner machten auch sofort Druck. In der 94. Minute holte Lewandowski acht Meter und frei vor dem Dortmunder Tor schon zum Schuss aus, doch Erik Durm grätschte beherzt dazwischen und verhinderte den Rückstand. Der Linksverteidiger war in der 70. Minute für den verletzten Schmelzer eingewechselt worden – und machte seine Sache sehr gut. Bayerns Costa konnte sich seitdem nicht mehr ganz so stark entfalten.

Als nur noch drei Minuten zu spielen waren, erhoben sich die Dortmunder Fans und feierten ihr Team. Sie waren sicher, dass kein Tor mehr fällt. Sie behielten Recht. Zuvor hatten Henrikh Mkhitaryan für Dortmund (103.) und der Münchner Costa (113.) die letzten Chancen des Spiels vergeben. Für den BVB-Anhang war es ein Erfolg, gegen den FC Bayern nach 120 Minuten nicht verloren zu haben. Dortmund war, wie es Trainer Thomas Tuchel gefordert hatte, nicht nur ein schwerer, sondern ein ebenbürtiger Gegner.

Die Entscheidung, wer die goldene Trophäe mit nach Hause nehmen darf, musste allerdings noch fallen – vom Elfmeterpunkt. Dort versagten dann Sven Bender und Sokratis Papastathopoulos, der in der Innenverteidigung ein überragendes Spiel gemacht hatte, die Nerven. Und weil auf Münchner Seite nur Joshua Kimmich verschoss und Douglas Costa als letzter Schütze souverän verwandelte, gewann der FC Bayern mit 4:3 im Elfmeterschießen und, etwas glücklich, zum 18. Mal den DFB-Pokal. Gefeiert wurden beide Mannschaften von ihren Fans. Im goldenen Lametta jubelten aber wieder mal die Münchner, bei denen sich Trainer Pep Guardiola nach drei Jahren zumindest mit dem zweiten Double verabschieden kann.

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