Doch unsauber
Personalie: Generalsekretär Markus Kattner ist von der FIFA entlassen worden.
Es gibt Dinge, die selbst Korruptionsexpertinnen nicht erkennen. Sylvia Schenk, für den Sport verantwortliches Vorstandsmitglied von Transparency International, hatte im Dezember 2015 auf eine nd-Frage nach den vielen Verhaftungen rund um den Fußballweltverband geantwortet: »Es gibt in der FIFA-Administration einige, die Gutes leisten. Der stellvertretende Generalsekretär Markus Kattner hat den Apparat systematisch auf ein höheres Niveau gebracht. Die Finanzberichte sind auf dem höchsten internationalen Standard.« Diesen hatte Kattner eingeführt, und das brachte ihm den Respekt Schenks ein, die ihn offenbar für sauber hielt. Sie dürfte am Montagabend überrascht gewesen sein, als sie von Kattners fristloser Kündigung erfuhr.
Die FIFA bemüht sich spätestens seit der Wahl des neuen Präsidenten Gianni Infantino, den Eindruck zu vermitteln, die »alte Garde« aus dem Verband zu entfernen. Ex-Präsident Sepp Blatter ist gesperrt, ebenso wie sein Generalsekretär Jérôme Valcke. Die Position Valckes hatte im September 2015 der damalige Finanzdirektor Kattner übernommen, doch auch der 45-Jährige Bayreuther, der 2003 von der Unternehmensberatung McKinsey zur FIFA gekommen war, musste nun seinen Hut nehmen.
Interne Untersuchungen hätten Verletzungen seiner treuhänderischen Verantwortung festgestellt, hieß es kurz zur Begründung. Am Freitag sei man auf Dokumente gestoßen, die beweisen sollen, dass Kattner zwischen 2008 und 2014 Boni in Höhe von »einigen Millionen Dollar« erhalten habe. Für diese Zahlungen soll zwar laut einer Quelle des Sport-Informations-Diensts ein Vertrag existieren. Dieser sei aber nur einem sehr kleinen Kreis im Verband bekannt gewesen.
Dass Kattner, wie ihm jüngst vorgeworfen wurde, auch von der dubiosen Zwei-Millionen-Franken-Zahlung gewusst habe, die zu den Sperren von Blatter und UEFA-Präsident Michel Platini führte, soll nicht zum Rauswurf beigetragen haben, heißt es. Das ist im Grunde auch nicht mehr wichtig. Kattner teilt nun ihr Schicksal als Ausgestoßener.
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