Rechtsradikaler Franzose soll EM-Anschläge geplant haben

Ukrainischer Geheimdienst: Beschuldigter habe 125 Kilo Sprengstoff für 15 Angriffsziele bei sich gehabt

  • Lesedauer: 3 Min.

Kiew. Vier Tage vor dem Anpfiff der Fußball-EM hat der ukrainische Geheimdienst (SBU) die Festnahme eines Franzosen bekanntgegeben, der vor und während der Europameisterschaft in Frankreich 15 Anschläge geplant haben soll. Der SBU hatte den 25-Jährigen nach eigenen Angaben in eine Falle gelockt und schon am 21. Mai an der ukrainisch-polnischen Grenze festgenommen. Er soll 125 Kilogramm TNT-Sprengstoff und Panzerfäuste bei sich gehabt haben.

Laut SBU-Chef Wassil Gryzak wollte der Verdächtige Moscheen, Synagogen, Finanzämter und Polizeistreifen angreifen: Er lehne die französische Politik eines »massiven Zuzugs von Ausländern nach Frankreich, die Verbreitung des Islam und die Globalisierung« ab, sagte Gryzak. Neben dem Sprengstoff und den Panzerfäusten habe er sich auch »fünf Kalaschnikows, mehr als 5000 Schuss Munition, 100 Zünder und 20 Sturmhauben« beschafft. Nach Angaben französischer Polizeikreise hatte er das Waffenarsenal in einem kleinen Lieferwagen, als er gestoppt wurde.

Dem SBU zufolge reiste der Franzose im Dezember 2015 in die Ukraine und gab sich als Freiwilliger aus, um mit militärischen Einheiten im Osten des Landes Kontakt aufzunehmen, die dort gegen prorussische Separatisten kämpfen. »Er suchte nach Möglichkeiten, Waffen, Sprengstoff und andere Ausrüstung zu kaufen«, sagte Gryzak. Sechs Monate habe der Geheimdienst auf die Festnahme hingearbeitet. Eigentlich habe er die Festnahme erst nach der EM bekanntgeben wollen, dann aber auf französische Presseberichte reagiert, sagte der SBU-Chef.

Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung in seinem Heimatdorf Nant-le-Petit im nordostfranzösischen Département Meuse wurde nach Angaben aus französischen Polizeikreisen lediglich ein T-Shirt mit einem Emblem einer rechtsextremen Gruppe beschlagnahmt. Ermittlung seien eingeleitet, um seine Absichten herauszufinden. Der französische TV-Sender M6 hatte schon am Freitag über die Festnahme berichtet. Demnach soll der Mann versucht haben, das Waffenarsenal nach Frankreich zu bringen, um dort Anschläge zu verüben.

Die französischen Ermittlungen liegen derzeit aber nicht bei Terrorismusexperten sondern bei der Zentralbehörde zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität (OCLCO). Die Ukraine habe bislang noch nicht auf die Bitte um internationale Amtshilfe reagiert und noch keine Informationen übermittelt, hieß es aus Polizeikreisen.

Der Bürgermeister der Ortschaft Nant-le Petit, Dominique Pensalfini-Demorise sagte am Montag der Nachrichtenagentur AFP, der Verdächtige sei »ein sehr angenehmer Junge, intelligent, sympathisch und hilfsbereit.« Er arbeitet in einer Landwirtschaftsgenossenschaft.

In Frankreich ist die Angst vor Anschlägen rund um die EM besonders hoch. Nach den Anschlägen in Paris am 13. November, bei denen islamistische Attentäter 130 Menschen getötet hatten, wurden die Sicherheitsvorkehrungen massiv erhöht. Eines der Ziele der Attentäter vom November war das Fußballfreundschaftsspiel Frankreich gegen Deutschland, das damals im Stade de France bei Paris stattfand. Die Angreifer waren allerdings nicht in die Arena gelangt. AFP/nd

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