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Gefilmt - Allah sei Dank!
Der Beweis? Anmerkungen zum US-amerikanischen Video-Laden
Trotz aller Hoffnung auf Aufklärung - das verwackelte, unscharfe und naiv ausgeleuchtete 40-Minuten-Band, das vielleicht ja mehr über bin Laden verraten sollte, als alle seine bisherigen zelebrierten Wortmeldungen dieser Art, ist kein hinreichender Beweis. Nach dem Vorspielen eilig auf Fernsehschirme projizierte mehr oder minder solide Terrorismusexperten konnten - wie zuvor - nur Glaubensbekenntnisse abzuliefern. Beispiel Klaus Tophofen im NDR: »Ich halte es für echt..., ich glaube nicht, dass hier eine Manipulation vorliegt...« Krass formuliert: Kein Betrachter kann überhaupt sicher sein, dass der Turban und Tarnjacke tragende Zyniker bin Laden ist. US-Jäger haben Misserfolge oft damit begründet, dass bin Laden Doppelgänger hat.
Das US-Verteidigungsministerium bestätigte, schon gut 14 Tage vor der Ausstrahlung in den Besitz des Videos gelangt zu sein. Mehrmals wurde seine von höchster Stelle angekündigte Veröffentlichung verschoben. Begründung: Man wolle sicher gehen, dass keine Zweifel an bin Ladens Geständnis bleiben. Das Video sollte also eine Art blutig-tropfendes Messer in seiner Hand sein, das kein Richter als Beweisstück ablehnen kann. Die US-Ermittler (welche waren beteiligt?) setzten daher vier, wie es heißt, unabhängige Übersetzer an die Übertragung ins Englische. Wie die vier ihren Job taten, erfahren wir nicht. So wie wir nicht erfahren, mit welchen technischen Hilfsmitteln wer das Amateur-Video so bearbeitet hat, dass sich halbwegs verständliche Passagen herausfiltern ließen. Es scheint Fügung gewesen zu sein, dass es jene wurden, die man als Rechtfertigung des Krieges braucht.
Wenn es der US-Regierung darum geht, unwiderlegbar die Täterschaft von bin Laden zu beweisen, könnte sie Klärendes zu Bushs propagandistischer Vorverurteilung hinzufügen. Beispielsweise eine klare Aussage darüber, wie sie in den Besitz des Bandes kam. War es ein kleines Band, so wie man es in einem Camcorder verwendet? War es eine große Kassette, also möglicherweise schon geschnitten? Wenn man unabhängigen Experten das »Mutterband« überließe, wären möglicherweise auch jene zu beruhigen, die technische Manipulationen wittern. Die Zweifler leben wahrlich nicht nur in der islamisch-arabischen Welt. Natürlich ist es möglich, dass jemand das »Familienfilmchen« des Oberschurken synchronisiert hat. So wie man ja auch die Schraubengeräusche angreifender nordvietnamesischer Torpedos vorspielte, um die »Commis« in die Steinzeit zurückbomben zu können. Pech für Bush, doch: Wer einmal lügt...
Um das Video zu fälschen, könnte man die Tonspur mit passend gemixten Sequenzen überspielen. Die ohnehin schlechte Qualität des Bandes würde dabei entstehende »unsaubere« Nebengeräusche schlucken. Zweitens könnte man die komplette Stimme bin Ladens nachbilden. Die US-Firma AT&T-Labs hatte erst im August angekündigt, dass sie nun mit der Vermarktung einer Text-to-Speech-Software beginnt. Die »natürliche« Sprache, samt Aussprache und Intonation eines konkreten Menschen könne nachgebildet werden, wenn man nur genug Sprachproben von ihm gesammelt hat. Und davon hat bin Laden durch seine offiziellen Videoauftritte einige geliefert und wenn es stimmt, dass die NSA auch dessen Satellitentelefon überwachte, hätte man - wenn man will - genügend Ausgangsmaterial für eine Computersimulation. Die Gesprächspartner bin Ladens sondern überdies so unendlich viel substanzloses Allah-Geträume ab, dass sie als Stichwortgeber für ein mögliche »Dialogverfeinerung« optimal wären.
Zunächst hieß es, US-Geheimagenten hätten es in einem leeren Privathaus in der ostafghanischen Stadt Jalalabad gefunden. Lassen bin Ladens Leute überall das Passende liegen? Erinnern wir uns, auch der mutmaßliche Terrorgruppen-Chef Muhammad Atta legte in seinem am Flugplatz gefundenen Mietwagen und in seinem fehlgeleiteten Gepäck jede Menge passende Indizien aus. Welch Zufall führte die findig-fündigen US-Geheimagenten gerade in jenes Haus? Stimmt vielleicht die Version, Soldaten des Paschtunen-Kommandeurs Hazrat Ali hätten das Band entdeckt und es später für viele Dollars der CIA übergeben? Im übersetzten Video spricht einer der bin Laden Partner von einem »Gästehaus«. Wessen Herberge ist es? Hat die Geheimorganisation Al-Qaida so offizielle Verstecke? Ist das Haus so schwer zu finden? Warum hat man noch kein TV-Team quasi zum Lokaltermin eingeladen, um den Ort des angeblich so beweiskräftigen Treffens zu dokumentieren? Nun, nachdem die Taleban besiegt sind, ist das Fotografieren und Filmen menschlicher Wesen in Afghanistan - anders als zum Zeitpunkt der Videoaufzeichnung - ja wieder erlaubt.
Es heißt, auf dem Video sei das Datum 9. November zu sehen. Auf den gezeigten Sequenzen sucht man es vergebens. Möglich, dass man die Zeitangabe mit dem Übersetzungstext auf dem ungewöhnlich dicken Schwarzsockel verdeckte. Handwerklich üblich wäre es, Texte »durchlaufen« zu lassen. So wie man Börsendaten unterlegt. Brauchte man dicke Balken, um mit den Sequenzen »lesbare« Titelblattfotos vorzufertigen?
Bin Ladens Gast legte Wert auf das Video als Dokument glücklichster Minuten. Das wird als Drehmotiv genannt. Und dann bereitet der Kameramann das Ereignis so stümperhaft vor? Er legte eine gebrauchte Kassette ein. Als sie nach zehn Minuten zu Ende war, spulte er sie zurück. So tauchen in der Mitte zwölf Minuten mit Ansichten eines US-Helikopterwracks auf. Es handelt sich vermutlich um jene Maschine, die am 2. November abgestürzt ist. Sicher scheint, dass die Gesprächsbilder vor dem 16. November, dem Ramadan-Beginn aufgenommen wurden, denn man knabbert am hellen Tage Chips.
Wer knabbert? Auch was die Teilnehmer des Treffens betrifft, sind die US-Dienste nicht auskunftsfreudig. Der sich als bin-Laden-Groupi outet, soll Saudi-Scheich Suleiman sein. Der preist pausenlos Allah, macht sich mit Traumdeutungen wichtig. Die anderen kennen die Leute, die das Video wochenlang bearbeitet haben, angeblich nicht. Die saudische Zeitung »Aschark el Ausat« erkennt aber Khaled al-Harbi. Seltsam, den kennen die US-Schlapphüte nicht? Dabei hat der sich doch als US-gefälliger Anführer in Afghanistan (gegen Sowjets), in Bosnien (gegen Serben) und in Tschetschenien (gegen Russen) exponiert und beide Beine verloren. Die saudischen Schlappturbane jedenfalls kennen ihn gut, sie wissen sogar, dass er zehn Tage nach den Anschlägen in den USA das Königreich mit unbekanntem Ziel verlassen hat. Sind die Gerüchte, der ägyptische Geheimdienstler hätte für US-Kollegen gegenüber al-Harbi den Auftraggeber zum Beweis-Video-Interview mit bin Laden gemimt, als falsche Spur ausgelegt worden? Oder warum taucht al-Harbi als einer der wichtigsten Zeugen nicht in der Fahndungsliste des FBI auf?
Dass al-Harbi bin Laden eine Falle stellte, macht zumindest nicht weniger Sinn, als der Verdacht, der ideologisch mit Sicherheit für die Attentate verantwortliche Terrorchef habe sich mit »falschen Federn« geschmückt, um seine Brüder und deren Nachgeborene zu beeindrucken. Sollte der schlaue, jahrelang im Konspirieren geübte Fuchs so dumm sein, vor laufender Kamera etwas zu gestehen, was er bislang zwar begrüßt doch als Urheber stets geleugnet hat? Nicht einen wirklich unbekannten Fakt hat er dabei ausgeplaudert, aus dem hervor ginge, dass er mehr als die US-Ermittler weiß. Dafür passt einiges, was man der US-Übersetzung entnimmt, nicht zu deren Aussagen. Beispielsweise der Satz, die trainierten Attentäter hätten bis kurz vor dem Einstieg in die Flugzeuge nichts über die bevorstehende Operation gewusst. Alles, was man bisher über die Flugausbildung der Terroristen erfahren hat, deutet in eine andere Richtung. Abgesehen davon, dass eine so kurzfristige Zielzuweisung zusätzliche Schwierigkeiten für die Amateurpiloten gebracht hätte, wäre zu fragen: Wie erfuhren die Massenmörder von ihren Angriffsziel? Höchst fragwürdig ist auch, dass die Mitglieder der Attentatsgruppen sich vorher nicht gekannt haben. Gegenbeispiel: Muhammad Atta und Abd al-Asis al Umari, die beiden aus der American-Airline-Maschine Flug 011, die zuerst in die Twin-Towers krachte, wohnten zusammen, mieteten ein Auto. Unklar ist, ob bin Laden den vom FBI verdächtigten Atta wirklich als Anführer der Terroristen benannte. In der Übersetzung heißt es: »Muhammad (Atta) from the Egyption family...« War der Name Atta nicht zu verstehen? Kannte bin Laden ihn nicht oder war er ihm entfallen? Haben ihn US-Ermittler nur der eigenen Logik folgend, als wahrscheinlich angenommen und daher in Klammern gesetzt? Jeder Rechtsanwalt würde solche Schlampereien annehmen, um den Mandanten frei zu boxen.
Und wie erfuhr bin Laden vom Erfolg des Anschlags? Er sagt, »es war 5.30 Nachmittags unserer Zeit«, da saßen er und Dr. Ahmad Abu-al-(Khair) - wieder so ein vermuteter Namen - vor dem Radio. »Am Ende der Sendung« hörten sie die Nachricht vom ersten Crash... Der ereignete sich um 8.45 Uhr Ostküstenzeit. Da war es in Afghanistan 18.15 Uhr... Dauerte die Sendung, die bin-Ladens Verbrecher-Clan angeblich hörte, so lange? Oder war bin Laden an einem anderen Ort, der westlicher liegt? Auch sollte man sich wundern, dass der Terror-Kommandeur, der laut Video Zeitpunkt und Ablauf der Aktion kannte, es sich nehmen ließ, die Aktion im Fernsehen zu verfolgen. Sollte es dem auf der höchsten Welle des Glücks schwimmenden bin Laden wirklich nicht möglich gewesen sein, CNN zu schauen?
Zur Erinnerung: Vor Kriegsbeginn sprach ein US-Offizier von einer nie dagewesenen Informationsschlacht, in der man auch mit Lügen kämpfe. Selbst wenn Kanzler Schröder die Echtheit des Videos bestätigt, als hätte er neben dem Kameramann gestanden, gilt die Forderung nach einem rechtsstaatlichen Verfahren. In der »Universellen Erklärung der Menschenrechte« von 1948 heißt es: »Jeder Mensch, der einer strafbaren Handlung beschuldigt wird, hat Anspruch darauf, so lange als unschuldig zu gelten, bis seine Schuld in einem öffentlichen Verfahren, in dem er alle für seine Verteidigung notwendigen Garantien gehabt hat, gemäß dem Gesetz nachgewiesen ist.« Es steht nicht darin, dass Osama bin Laden von dieser Regelung ausgenommen ist - auch wenn er vermutlich einer der schlimmsten Massenmörder auf Erden ist - oder war.
+++Wir rechneten uns vorher aus, wie viele Tote der Feind haben würde... Wir schätzten, dass die Stockwerke, die getroffen würden, drei oder vier Stockwerke sein würden.+++Die Brüder, die die Operation ausführten, wussten alle, dass sie eine Märtyreraktion hatten und wir sagten ihnen, sie sollten nach Amerika gehen. Aber keiner von ihnen wusste irgendetwas... Sie wurden ausgebildet, und wir enthüllten ihnen die Pläne nicht bis kurz bevor sie an Bord der Flugzeuge gingen+++»Sie waren überglücklich, als das erste Flugzeug ins Gebäude einschlug. So sagte ich zu ihnen: Seid geduldig.+++Diese jungen Leute, die die Operationen ausgeführt haben, haben keinen Kampf nach landläufigen Begriffen aufgenommen, sondern nahmen den Kampf auf, den der Prophet Mohammed gebracht hat. Diese jungen Männer...haben in Taten gesprochen, in New York und Washington,...die alle andern Ansprachen, die anderswo in der Welt gehalten wurden, in den Schatten stellten.+++
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