Rot-Rot-Grün wirft Merkel Militarisierung der Außenpolitik vor

Linken-Chefin Kipping: Kanzlerin vollzieht Kurswechsel zur Militarisierung der deutschen Außenpolitik / Grünen-Fraktionschef Hofreiter: Rückfall »in altes, gefährliches Kalte-Kriegs-Denken« / SPD-Vize Stegner: Wir brauchen kein NATO-Säbelrasseln

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Opposition hat Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre Forderung nach höheren Militärausgaben scharf kritisiert. Die CDU-Vorsitzende vollziehe einen »Kurswechsel zur absoluten Militarisierung der deutschen Außenpolitik«, erklärte LINKE-Chefin Katja Kipping am Mittwoch in Berlin. »Über 65 Millionen Menschen sind bereits auf der Flucht – wer angesichts dessen mehr Geld für Bomben statt für Entwicklungszusammenarbeit ausgeben will, hat nichts verstanden. Krieg ist Fluchtursache Nummer eins.« Deutschland verfehle seit Jahrzehnten das Ziel, 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für die Entwicklungszusammenarbeit auszugeben, so Kipping weiter.»Gerade mal« 0,42 Prozent des BIP gehen in entsprechende Projekte. »Die Militärausgaben sind hingegen bereits fast dreimal so hoch«, betont die Parteivorsitzende. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter warf der Kanzlerin indes vor, »in das alte, gefährliche Kalte-Kriegs-Denken« zurückzufallen. »Eine Erhöhung des Rüstungsetats befeuert die gefährliche Aufrüstungsspirale«, sagte er.

Auch aus den Reihen der SPD gab es ablehnde Töne gegen die Pläne Merkels nach deutlich höheren Rüstungsausgaben. Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner sagte am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur: »Verteidigungsministerin von der Leyen und die Kanzlerin gehen in die falsche Richtung. Wir brauchen kein NATO-Säbelrasseln, sondern eine neue Initiative für eine Friedens- und Entspannungspolitik.« Statt zusätzliche Milliarden in eine Aufrüstung der Bundeswehr zu stecken, sollte das Geld lieber für Bildung und Integration verwendet werden, meinte Stegner.

SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte bereits zu Wochenbeginn in der NATO-Russland-Debatte davor gewarnt, jetzt massiv aufzurüsten. »Wir sind in eine Logik zurückgekehrt, die ich jedenfalls aus meiner Jugend kenne: Wo nur noch über die Frage geredet wird, wer muss eigentlich mehr ausgeben zur Beschaffung von Rüstung«, sagte Gabriel am Montag. Dies müsse umgedreht werden: »Das ist die Lehre der Entspannungspolitik.«

Merkel hatte am Dienstag vor dem CDU-Wirtschaftsrat höhere Verteidigungsausgaben angemahnt. Die Europäische Union sei noch nicht in der Lage, sich alleine gegen Bedrohungen von außen zu verteidigen. Deshalb sei es gut, Mitglied der NATO zu sein. Die CDU-Chefin forderte außerdem eine Annäherung Deutschlands an die USA. »Es wird auf Dauer nicht gut gehen, dass wir sagen, wir hoffen und warten darauf, dass andere für uns die Verteidigungslasten tragen.«

Die NATO hatte sich bei ihrem Gipfel in Wales im September 2014 zum Ziel gesetzt, die Verteidigungsausgaben in den nächsten zehn Jahren auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen. Die Bundesregierung will den Verteidigungsetat nach derzeitigem Planungsstand bis 2020 von derzeit 34,3 auf 39,2 Milliarden Euro aufstocken. Um das Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen, müsste Deutschland aber mehr als 60 Milliarden Euro für Verteidigung ausgeben. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.