Polizei: Anschläge von Vorra aus »wirtschaftlichen Motiven«

Beamte haben nach anderthalb Jahren zwei Verdächtige festgenommen / Antisemitischer Angriff in Berlin / Rassistische Attacke in Reutlingen nach Fußballspiel

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Nürnberg. Der als erste Tat einer Anschlagserie im Zusammenhang mit der aktuellen Flüchtlingspolitik geltende Brandanschlag auf mehrere Asylbewerberunterkünfte im fränkischen Vorra ist aus Sicht der Polizei aufgeklärt. Wie die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth und das Polizeipräsidium Mittelfranken am Donnerstag in Nürnberg mitteilten, konnten nach eineinhalbjährigen Ermittlungen zwei Tatverdächtige festgenommen werden. Diese sollen das Feuer aber angeblich nicht aus fremdenfeindlichen Motiven, sondern aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus gelegt haben. Die kurze Mitteilung der Polizei lässt einen Versicherungsbetrug vermuten. Dies überrascht, da auf einem Nebengebäude der betroffenen Unterkünfte aufgesprühte Hakenkreuze und ausländerfeindliche Parolen gefunden wurden. Die Täter hatten Mitte Dezember 2014 in dem 1.700-Einwohner-Ort einen umgebauten Gasthof samt Scheune sowie ein frisch renoviertes Wohnhaus in Brand gesteckt.

Die Heime hätten am Jahresanfang 2015 bezogen werden sollen. Die Renovierungsarbeiten standen seinerzeit kurz vor dem Abschluss. Um die Täter zu fassen, hatte die Polizei unter anderem einen Ermittler abgestellt, der in Vorra ein Büro bezog und Anwohner befragte. Der Beamte war aber nach einigen Wochen wieder abgezogen worden. Die Ermittler wollen am Freitag nähere Einzelheiten zu dem Fall bekannt geben. Auf die Anschläge von Vorra folgten allein 2015 insgesamt etwa tausend Attacken auf Flüchtlingsunterkünfte, darunter laut Bundeskriminalamt 92 Brandstiftungen.

Antisemitischer Angriff in Berlin

In Berlin ist es zu einem judenfeindlichen Angriff gekommen. Wie die Polizei mitteilte, sprachen am Dienstagabend drei Männer einen 21-Jährigen bei einer Grünanlage an der Puschkinallee auf seine Kippa an. Erst beleidigten sie ihn, anschließend begann einer der Täter zu schlagen und zu treten. Das Opfer wurde leicht verletzt. Die Täter entkamen jedoch. Der polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Rassistischer Angriff und Hitlergruß nach Fußballspiel

Nach einem Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Nordirland am Dienstagabend ist es in Reutlingen zu einer fremdenfeindlichen Straftat gekommen, berichten die Stuttgarter Nachrichten. Wie die Polizei mitteilte, hatten ein polizeibekannter 24-Jähriger sowie seine zwei Begleiter einen schwarzen 19-Jährigen mit rassistischen Äußerungen beleidigt. Als der junge Mann Schutz bei Bekannten suchte, sei es zu einem Streit zwischen beiden Gruppen gekommen. Der betrunkene 24-Jährige soll dem 19-Jährigen dann einen Kopfstoß versetzt und außerdem den Hiltergruß gezeigt haben. Gegen alle Drei wird wegen Beleidigung, gegen den 24-Jährigen zusätzlich wegen gefährlicher Körperverletzung und des »Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen« ermittelt. Die drei Männer wurden nach Angabe der Polizei nach ihrer vorübergehenden Festnahme wieder entlassen.

Schweinekopf in Würzburg vor türkischem Supermarkt abgelegt

In der Nacht zu Montag haben Unbekannte einen halben Schweinekopf vor einem türkischen Supermarkt in Würzburg abgelegt. Die Besitzer des Ladens entdeckten den Kadaver am nächsten Morgen und alarmierte die Polizei. Die Ermittler schließen ein fremdenfeindliches Motive nicht aus, die Hintergründe der Tat seien aber noch unklar. Auch der Staatsschutz wurde eingeschaltet. nd/Agenturen

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