Einsprinten für die Tour de France
Bei den deutschen Straßenrad-Meisterschaften messen sich die Sprinter Greipel und Kittel, bevor sie ums Gelbe Trikot in Frankreich streiten
In Erfurt und Streufdorf wird bei den deutschen Radmeisterschaften am Wochenende der Ernstfall Tour de France geprobt. Im Straßenrennen heißt die Frage eine Woche vor dem Tourstart: Holt André Greipel zum dritten Mal den Titel oder feiert Marcel Kittel eine Premiere?
»Mit dem Meistertrikot bei der Tour zu fahren, wäre ein Traum«, sagte der wiedererstarkte Kittel vor den Titelkämpfen vor seiner Haustür. Der 215 Kilometer lange flache Innenstadtkurs in Erfurt ist den beiden besten deutschen Sprintern, die sich am Sonntag zum letzten Mal vor der am 2. Juli in Mont-Saint-Michel beginnenden Frankreich-Rundfahrt messen, auf den Leib geschneidert. Beide haben allerdings jeweils nur einen Helfer aus ihren ausländischen Profiteams an ihrer Seite.
Im Zeitfahren steht ein erneutes Solo von Tony Martin bevor. Bereits an diesem Freitag peilt er über 41 Kilometer seinen sechsten Titel an. Der dreifache Weltmeister kann zwar noch keinen Saisonsieg vorweisen, zeigte aber beim Critérium du Dauphiné ansteigende Form. Auch wenn Martin der Sieg kaum zu nehmen sein wird, hat sich zumindest ein junges Talent zu Wort gemeldet. »Ich trete zum ersten Mal im Elitebereich an und rechne mir eine Top-Fünf-Platzierung aus«, sagte Lennart Kämna. Er gilt als eines der größten deutschen Talente. Der ehemalige Juniorenweltmeister aus Fischerhude hätte eigentlich sogar noch in der Nachwuchsklasse starten können.
Schon jetzt liebäugelt der 19-Jährige mit der Unterschrift bei einem WorldTour-Team - vielleicht klappt es 2017 mit einer Verpflichtung beim einheimischen Bora-Team, das mit weiteren Geldgebern endlich den Sprung in die erste Reihe des Radsports schaffen will.
Vor dem großen Kräftemessen bei der Tour haben der zweifache deutsche Meister Greipel und der Thüringer Kittel in dieser Saison auf großer Bühne beim Giro d’Italia oder zuletzt bei der ZLM-Tour in den Niederlanden schon mehrmals die Klingen gekreuzt. Alles in allem steht es etwa Unentschieden. In Frankreich geht es für das Duo schon - und wahrscheinlich nur - am ersten Tag bei der Auftaktetappe von Mont-Saint-Michel nach Utah Beach um das Gelbe Trikot. Sowohl Kittels Etixx-QuickStep-Team als auch Greipels Lotto-Soudal-Equipe sind bei der Tour ganz auf ihre schnellen Kapitäne ausgerichtet.
»Das ist eine der wenigen Chancen, als Sprinter das Trikot zu holen. Das werde ich dieses Jahr auf ein Neues probieren. Da sollte man wirklich nichts dem Zufall überlassen. Das heißt, wir werden uns mit Sicherheit die letzten 40 bis 50 Kilometer genau angucken«, beschrieb Greipel die Vorbereitung. Obwohl er wegen einer Rippenverletzung im Frühjahr nicht das übliche Sprint- und Krafttraining absolvieren konnte, entwickelte sich die Saison mit drei Etappensiegen beim Giro bisher sehr gut.
Das Gefühl, beim Tour-Auftakt ins Gelbe zu schlüpfen, kennt Kittel längst. 2013 auf Korsika und 2014 in Yorkshire brachte er die Kunststücke fertig, mit Etappensiegen gleich an die Spitze des Gesamtklassements zu fahren. Ein Sieg in Erfurt soll ihm Rückenwind für die dritte Auflage des Coups am übernächsten Samstag in der Normandie geben. dpa/nd
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