Nationales Forschungsprogramm gefordert
»Wir wissen bald mehr über die Insektenwelt Costa Ricas als über die bei uns«, konstatierte der Krefelder Biologe Martin Sorg am Rande des Fachsymposiums »Konferenz der Arten« am vergangenen Wochenende in Berlin. Denn während im fernen Mittelamerika Entomologen (Insektenkundler) von mehreren US-Universitäten forschten, habe hierzulande die Bestimmung der Arten - nicht nur bei den Insekten - in der Ausbildung von Biologen einen deutlich rückläufigen Anteil. Doch wenn wir die biologische Vielfalt bewahren wollen, müssen wir sie erst einmal kennen.
Um dem von Sorg benannten Missstand abzuhelfen, brachte die von der Leibniz-Gemeinschaft und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften organisierte Veranstaltung Fachwissenschaftler von Unis und außeruniversitären Einrichtungen mit Naturschutzaktivisten und Hobby-Forschern zusammen.
Wolfgang Wägele, Direktor des Zoologischen Forschungsmuseums Koenig in Bonn, verwies ebenfalls auf die unzureichenden personellen und fachlichen Ressourcen der einschlägigen Institute in Deutschland, um die - ähnlich wie beim Klima - notwendige kontinuierliche Beobachtung des heimischen Artenspektrums zu leisten. Deshalb müssten die bei amtlichen Stellen, Vereinen und Forschungseinrichtungen vorliegenden und weiter gesammelten Daten allgemein zugänglich vernetzt werden. Um diese Vernetzung voranzubringen, haben die großen Forschungsorganisationen der Bundesregierung die Schaffung eines Deutschen Zentrums für Biodiversitätsmonitoring vorgeschlagen.
In einer Abschlusserklärung fordern die Teilnehmer »eine rasche rechtliche Unterbindung biodiversitätsgefährdender Maßnahmen, den Ausbau der ökologisch verträglichen Forst- und Landwirtschaft« sowie einen ernsthaften Schutz von Biotopen und gefährdeten Arten.
Darüber hinaus wird in der Erklärung bekräftigt: »Mehr Forschung zur Biodiversität in Deutschland ist dringend erforderlich; insbesondere bedarf es hierbei einer besseren Erhebung und Verfügbarkeit von Daten und Bewertungen, um zielgerichtete, gegensteuernde Maßnahmen ergreifen zu können. Die Unterzeichnenden unterstützen daher nachdrücklich die Naturschutzoffensive 2020 der Bundesregierung und fordern die Einführung einer bundesweiten Langzeiterfassung (Monitoring) von Lebensräumen und Artenvielfalt, Landnutzung und Schadstoffeintrag sowie die regelmäßige Auswertung dieser Daten. Die Erfassung muss auch die sehr viel größere Zahl von Arten berücksichtigen, die zurzeit in staatlichen Berichtspflichten nicht vorkommen. Dafür sind Forschungsbeiträge von Fachgesellschaften, Verbänden und der ehrenamtliche Einsatz von fachkundigen Bürgerinnen und Bürgern öffentlich und finanziell zu unterstützen. Mit den wertvollen Beobachtungen soll - gemeinsam mit allen auf diesem Feld tätigen Forschungseinrichtungen - ein bundesweit koordiniertes Datensystem aufgebaut werden.« StS
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