Polizei stürmt Apple Store

Kunst-Aktion geht nach hinten los: Künstler verteilt verdächtige Substanz und löst Großeinsatz aus

  • Lesedauer: 2 Min.

In den Kinos einer Lichtspielhauskette wird im obligatorischen Werbeblock vor Beginn einer jeden Flimmervorführung seit Wochen auch für das Festival »Foreign Affairs« geworben, das die Berliner Festspiele veranstalten. Der Spot kommt so brav daher, als handele es sich um ein Filmchen, das sinnleere Argumente zum Kauf von Rasierwasser enthalte.

Dass dieses Festival für Aufregung sorgen kann, zeigte sich am Samstag. Die Aktion »Protektoramae – Forking Horizon« des Künstlers Johannes Paul Raether löste einen Polizeieinsatz aus. Etwa 500 Kunden und Angestellte eines Berliner Apple-Ladens mussten das Geschäft verlassen, nachdem Ordnungshüter und auch die Feuerwehr aufgrund einer Substanz herbeigeeilt waren, die offenbar aussah wie das hochgiftige Quecksilber. Nach Angaben der Festspielleitung handelte es sich um Gallium, das gesundheitlich unbedenklich ist. Dennoch wurden die Personalien der Beteiligten polizeilich aufgenommen.

In einer Pressemitteilung beschreiben die Berliner Festspiele die Aktion so: Vor dem Betreten des Stores habe der verantwortliche Künstler einen kleinen Metallring ausgeteilt, der sich in der Handfläche aufgelöst habe. Nach dem Ende der Performance hätten Sicherheitsdienst, Polizei und Feuerwehr eingegriffen. Wie die »Berliner Morgenpost« berichtet, blieb das Geschäft über mehrere Stunden gesperrt. Die Polizei hielt 27 Teilnehmer fest. Gegen die Teilnehmer der Aktion sollen Ermittlungen aufgenommen werden, unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung. Thomas Oberender, Intendant der Berliner Festspiele, sprach gegenüber der »Morgenpost« von einer »Überreaktion der Behörden und von Apple auf etwas, das friedlich und freundlich geplant war«. In der Mitteilung der Berliner Festspiele heißt es dazu: »Wir bitten alle von der dramatischen Entwicklung dieser Kunstaktion Betroffenen ausdrücklich um Entschuldigung.« nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.