Hitze, Dürre und Borkenkäfer
In Kalifornien sind seit 2010 bereits 66 Millionen Bäume abgestorben
US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump erklärt mindestens einmal pro Woche den Klimawandel für dummes Zeug, doch die Tatsachen wollen sich davon einfach nicht beeindrucken lassen: Die Zahl der Bäume in den Wäldern der kalifornischen Sierra Nevada etwa, die seit vorigem Jahr durch steigende Temperaturen, extreme Trockenheit und eine Borkenkäferepidemie starben, steigt weiter. Sie vergrößert nach amtlichen Aussagen drastisch die Gefahr von katastrophalen Wald- und Buschbränden. Der US Forest Service, die bundesweite Waldbehörde, teilte jetzt mit, dass seit 2010 allein in den von Dürre und Borkenkäfer am schwersten heimgesuchten Regionen der mittleren und südlichen Sierra Nevada - in ihnen liegt auch der berühmte Yosemite National Park - insgesamt 66 Millionen Bäume zerstört wurden. Ausgedehnte Waldabschnitte zeigten sich bei Luftaufnahmen in rostrotem Braun als Zeichen, dass sie sterben oder tot sind.
Kalifornien, bevölkerungsreichster Bundesstaat der USA (rund 39 Millionen Einwohner), erlebt diesen Sommer offiziell das fünfte Jahr landesweiter Trockenheit, und in den genannten Regionen der Sierra wachsen mit der Betroffenheit die Gefahren für Wald und Mensch. Ganz ausgebliebene oder unzulängliche Niederschläge berauben die Bäume der Wasserversorgung, machen sie noch anfälliger für den Befall durch Ungeziefer und vergrößern gleichzeitig das Waldbruchrisiko - mit Folgerisiken für Anwohner, Camper und Straßenverkehr vor allem in bergigen Bereichen.
Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown hat deshalb bereits vorigen Herbst eine Sondereinheit mit dem vorsorglichen Baumfällen in besonders gefährdeten Gebieten beauftragt. Browns Regierungsarbeit wird zunehmend von Herausforderungen des Klimawandels mitbestimmt. Erst kürzlich hatte er bestehende Notverfügungen zur Wassereinsparung in Kalifornien verlängert und an die Einwohner des »Golden State« appelliert, eine Mentalität dauerhaften Wassersparens zu entwickeln. Kalifornien müsse sich Klimawandel bedingt auf eine immer trockenere Zukunft einstellen. Brown: »Trockenheit und Dürre werden sich nie mehr ganz aus Kalifornien verabschieden, wir müssen uns vielmehr dauerhaft an ein Leben mit geringerem Wasserverbrauch gewöhnen.«
Auch der Landwirtschaftsminister in der Obama-Administration, Tom Vilsack, dem die Waldschutzbehörde untersteht, sieht neue und größere Gefahren heraufziehen, wenn für Kalifornien nicht mehr Mittel zum Schutz des Waldbestands aufgewendet werden. Er forderte den Kongress in Washington, das Bundesparlament, zum Handeln auf. »Ein Baumsterben in diesem Umfang ist beispiellos. Es erhöht das Risiko katastrophaler Waldbrände, die eine Gefahr für Menschenleben und Grundbesitz darstellen. Wir müssen die Verhinderung von Waldbränden daher in ähnlicher Weise finanzieren wie die Vereitelung anderer Naturkatastrophen im Land«, betonte Vilsack.
Zusätzlich zu elf Millionen Dollar aus dem Haushalt des Bundesstaates will der US Forest Service nun 32 Millionen bereitstellen, mit denen neue Ausrüstung zum Baumfällen finanziert werden soll. Geld soll auch an besonders betroffene kalifornische Kommunen gehen. Nach Angaben des Forest Service sind in den käferbefallenen, dürre- und brandgefährdeten Regionen Kaliforniens bislang fast 80 000 Bäume gefällt worden, die ein besonderes Risiko für Menschen bedeuteten. Das betraf hauptsächlich abgestorbene Bäume an Autostraßen, in direkter Nachbarschaft zu Gemeinden, Siedlungen und Zeltplätzen.
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