Flüchtlingsrat: Kirche will Asylsuchende aushungern
Bayerische Hilfsorganisation erhebt schwere Vorwürfe gegen Bistum Regensburg / Auch Kinder erhalten durch Blockade keine Lebensmittel mehr
Berlin. Der Bayerische Flüchtlingsrat erhebt gegen die katholische Kirche in Regensburg schwere Vorwürfe: Die Bistum wolle im dortigen Pfarrheim St. Emmeram Zuflucht suchenden Geflüchteten aushungern. Die Bistumsleitung habe unterbunden, dass den Asylbewerbern - darunter fünf Kinder und ein Baby - Lebensmittel durch Unterstützer gebracht werden, schrieb der Flüchtlingsrat am Sonntag.
Dieses Vorgehen sei empörend und gegen christliches Gebot, sagte Flüchtlingsratssprecher Gotthold Streitberger. Das Verbot wird laut Flüchtlingsrat durch den Sicherheitsdienst und die Polizei durchgesetzt. Ein Notarzt sei aber erreichbar und Sicherheitsleute blieben in dem Gebäude, sagte ein Bistumssprecher. Das Bistum hatte am Freitag erklärt, »die intensiven, stundenlangen Gespräche mit einigen Personen im Pfarrheim« müssten »als gescheitert angesehen werden. Zunächst hatten einige Personen den Willen zur Rückreise in die ursprüngliche Unterkunft bekundet, dann aber unerfüllbare Bedingungen gestellt«, heißt es in einer Erklärung. Das Bistum habe »angesichts dessen keine andere Wahl als weiter den Druck zu erhöhen«.
Anfang Juli hatten rund 45 Frauen, Männer und Kinder den Regensburger Dom besetzt und um Schutz gebeten. Mit ihrer Aktion wollen sie für ein Bleiberecht und gegen die Einstufung von Balkan-Staaten als sichere Herkunftsländer demonstrieren. Im Laufe des Monats kehrten etwa 20 Personen in ihre ursprünglichen Unterkünfte zurück, Asylsuchende aus den Balkanstaaten zogen ins Pfarrheim.
Am Freitag hatte das Bistum mitgeteilt, dass es gegen eine Gruppe von 25 Asylbewerbern aus Kosovo und Albanien eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt habe. Sie hätten sich mit dem Hinweis auf unmittelbar bevorstehende Abschiebungen geweigert, das Pfarrheim zu verlassen, hieß es. Laut Bistum sind lediglich drei Erwachsene akut von einer Abschiebung bedroht. Trotz der Strafanzeige und der Lebensmittelblockade ist der Großteil der Flüchtlingsgruppe auch über das Wochenende im Pfarrheim geblieben. Das sagte ein Bistumssprecher am Sonntag.
Wie der Flüchtlingsrat weiter schreibt, haben bereits am Freitagabend drei von den vier verbliebenen Familien der Bistumsleitung mitgeteilt, dass sie von Regensburg aus zurück in ihre jeweiligen Herkunftsländer wollten. Eine Familie sei bereit, zurück nach Baden-Württemberg zu gehen, von wo sie in die Kirche geflüchtet war. Agenturen/nd
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