Seite an Seite für Akzeptanz und Edelmetall
Die Hockeyspielerinnen Kate und Helen Richardson-Walsh sind das erste homosexuelle Ehepaar bei Olympia
Kate Richardson-Walsh drückte immer und immer wieder krampfhaft auf ihr Handy. Ihre Ehefrau Helen versuchte sich derweil zu beruhigen, indem sie ihre Nägel lackierte. Es war der 28. Juli, der Tag der Entscheidung. Ein guter Tag für die Hockeyspielerinnen, die schließlich von der Nominierungsmail des englischen Verbandes erlöst wurden - und jetzt Geschichte schreiben.
Als erstes homosexuelles Ehepaar kämpfen die 34 und 36 Jahre alten Frauen in Rio Seite an Seite um eine Olympiamedaille - und nebenbei für mehr Akzeptanz in der Welt. »Wir wollen zeigen, dass es völlig normal ist«, sagte Kate Richardson-Walsh der englischen Zeitung »Telegraph«: »Man färbt seine Haare braun, man ist mit einem Mann zusammen oder mit einer Frau. Wen interessiert’s? Man ist einfach in jemanden verliebt und das ist alles.«
Schon seit dem Teenageralter kennen sich »Richo« und »Walshy« vom Hockey, 1999 schafften sie parallel den Sprung in die Nationalmannschaft. Seitdem wirbelten sie in mehr als 250 Länderspielen über den Platz. Lange nur als Teamkolleginnen, gute Freundinnen. Doch irgendwann merkten sie, dass da mehr ist.
Als sich Kate und Helen 2008 als Paar outeten, sorgten sie in England für Schlagzeilen und jede Menge Getuschel. Kate hatte kurz zuvor ihre Verlobung mit Brett Garrard gelöst, dem früheren Kapitän der Männernationalmannschaft. Ein gefundenes Fressen für die berüchtigte Yellow Press.
Inzwischen hat Kate »definitiv« einen deutlichen Wandel in der Wahrnehmung ihrer Beziehung festgestellt, auch wenn sie weiß, dass längst noch nicht jeder in der Welt Verständnis für ihre Liebe aufbringt. Bei ihren Teamkolleginnen war das anders, die Unterstützung war immer da: der ganze Kader kam zur Hochzeit.
Rio, sagte Kate, »fühlt sich ganz besonders an«. Und zwar nicht nur wegen ihrer Liebesgeschichte. Nach den Sommerspielen in London 2012, als beide Bronze feierten, hing Helens Karriere am seidenen Faden. Zwei Rückenoperationen bremsten die Mittelfeldspielerin monatelang aus, und ihre Ehefrau, die am Zuckerhut Kapitänin der Britinnen ist, stand plötzlich alleine auf dem Feld.
»Hilflos« fühlte sich Kate ohne ihre Vertraute, mit der sie sich auch auf dem Platz blind versteht: »Ich weiß immer, wohin sie sich bewegt.« Dass ihre Partnerin es nicht in den Kader für die WM 2014 schaffte, tat ihr richtig weh. Sportlich und persönlich. Sie durfte sich als Leaderin nicht hängen lassen, musste aber gleichzeitig für Helen da sein. Die WM geriet mit Platz elf zum Desaster.
In Rio kämpfen beide nun um die Krönung ihrer Laufbahn. Am Ende könnten sie noch einmal Geschichte schreiben: Als erstes Frauenehepaar, das eine olympische Medaille gewinnt. SID/nd
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