Befreit die Brücken - und die Beziehungen!
»Anschlag kleinbürgerlicher Ästhetik«: Eine Frankfurter Künstlergruppe will die omnipräsenten Liebesschlösser einschmelzen
Berlin. Bisher wollten nur Baubehörden und Ingenieure jenen Schlössern an die Bügel, die auf zahlreichen Brücken die Zweisamkeit von Menschen symbolisieren sollen – die aber angeblich auch Statik und Rostbeständigkeit der Bauten gefährden. Nun will eine Künstlergruppe die Schlösser einschmelzen – aber aus einem ganz anderen Grund: weil sie »ein Anschlag kleinbürgerlicher Ästhetik« sind und patriarchale Besitzansprüche in romantischen Zweierbeziehungen öffentlich zurschaustellen.
So steht es jedenfalls in der Ankündigung der »neuen Show« der Künstlergruppe Frankfurter Hauptschule. »Manche Pärchen empfinden ein Vorhängeschloss offenbar als gelungenes Symbol ihrer Liebe: zwei haben sich gesehen, taxiert und einander für wert befunden; dann wird das Ding zugemacht, als Trophäe an eine Brücke geklatscht. Wir sagen: Diese Schlösser sind moderne Keuschheitsgürtel. Hier geht es nicht um Liebe, sondern um Besitz.« Deshalb gibt es für jedes (von Donnerstag bis Samstag) bei den Künstlern in der Galerie con[SPACE] abgegebene Schloss einen Euro – und hoffentlich dann bald auch ein gegossenes Kunstwerk.
Das »Journal Frankfurt« weiß über die »Hauptschule« zu berichten, diese habe »schon öfter mit ihren unkonventionellen Aktionen schockiert«. Was auch immer an der neuen, »Stahlbad ist 1 Fun« genannten Aktion einen Schock auslösen könnte, steht zwar dahin – allenfalls illustrieren ein paar Reaktionen im Netz, dass man dem einen oder anderen Liebeschlösseraufhänger mit der bloßen Ankündigung der »Show« den Beziehungs-Spiegel schon vorgehalten hat. Von »Unsinn« ist da die Rede oder von Diebstahl. Nun ja. vk
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