Holzschiffchen simulieren Müll

Oldenburger Forscher untersuchen Wege von Abfällen in der Nordsee

  • Matthias Arnold
  • Lesedauer: 2 Min.

Jedes Jahr verschmutzen Millionen Tonnen Plastikmüll die Ozeane. Für die Nordsee geht das Umweltbundesamt in Dessau derzeit von rund 600 000 Kubikmetern Müll aus, die dort im Wasser treiben. Doch ist das Problem auch hier bisher kaum erforscht. Ein neues Projekt von Meeresforschern soll das nun ändern.

Der Meeresforscher Jörg-Olaf Wolff von der Universität Oldenburg ist Spezialist für sogenanntes Makroplastik, also für Plastikmüll ab einer Größe von fünf Millimetern. Mit dem neuen Projekt untersuchen er und seine Kollegen, wie sich der Abfall in der südlichen Nordsee verbreitet. In den großen Ozeanen ist das schon gut erforscht: Ein weltumfassendes System von Meeresströmungen reißt den Müll mit und lässt ihn nicht mehr los. So entstehen die sogenannten Müllstrudel - Stellen im Meer, an denen der Abfall zusammengetrieben wird. Ein Großteil davon besteht aus Plastik.

So dramatisch wie auf vielen Fotos sehe das allerdings in echt nicht aus, sagt Wolff. »Selbst wer mitten durch so einen Müllstrudel fährt, kriegt vermutlich kein einziges Plastikteil zu Gesicht. Sie sind auf viele Hundert Quadratkilometer verteilt.«

Das Oldenburger Projekt soll nun Aufschluss darüber geben, ob und wo sich in der Nordsee ebenfalls solche Akkumulationsgebiete bilden. Dazu wollen er und sein Team in Zukunft sogenannte Driftkörper aussetzen - rund 100 000 kleine Holzschiffchen, die markiert und ins Wasser gelassen werden. Wer so ein Holzstück dann am Strand findet, ist aufgefordert, sich beim Institut zu melden und den Fundort anzugeben.

Mit den so gewonnenen Daten lässt sich nach und nach ermitteln, welchen Weg treibende Gegenstände im Meer zurücklegen. »Ich vermute, dass es in der Nordsee nicht diese großen Müllinseln und Strömungen gibt. Dafür ist das Meer zu flach und zu variabel«, sagt Wolff. Anfang Oktober soll es losgehen.

Matthias Arnold, dpa

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -