Nach Polizeigewalt: Schüsse bei Protesten in Milwaukee
Angeschossene Person ins Krankenhaus gebracht / Nationalgarde in Bereitschaft versetzt
Milwaukee. Bei erneuten Protesten in der US-Stadt Milwaukee nach tödlichen Polizeischüssen auf einen bewaffneten Schwarzen sind nach Behördenangaben Schüsse gefallen. Ein Opfer sei in einem gepanzerten Fahrzeug gerettet und ins Krankenhaus gebracht worden, teilte die örtliche Polizei in der Nacht zum Montag über Twitter mit. Nähere Angaben machte sie zunächst nicht. Zuvor hätten Demonstranten an einer Kreuzung den Verkehr blockiert und die Ordnungshüter mit Gegenständen beworfen. Die Polizei habe daraufhin Festnahmen wegen illegaler Versammlung angekündigt.
Eine Nacht zuvor hatte es in Milwaukee schwere Krawalle gegeben, nachdem ein Polizist einen 23-Jährigen erschossen hatte. Der Gouverneur des Bundesstaates Wisconsin, Scott Walker, hatte daraufhin die Nationalgarde zur Unterstützung der Polizei aktiviert. Die 125 Soldaten sollten aber nur zum Einsatz kommen, wenn die Polizeiführung vor Ort dies für nötig erachte, sagte Bürgermeister Tom Barrett. Die Polizei nahm nach Angaben von Polizeichef Edward Flynn 17 Menschen im Zusammenhang mit den Ausschreitungen fest.
Nach Polizeiangaben hatten Streifenbeamte am Samstag ein »verdächtiges« Fahrzeug angehalten, und die beiden Insassen seien geflüchtet. Einer von ihnen, der 23-Jährige, habe eine Waffe in der Hand gehabt und sich geweigert, sie fallenzulassen. Daraufhin habe einer der Polizisten auf ihn geschossen und ihn getötet. In diesem Fall waren der Erschossene und der Schütze Afroamerikaner.
Unter schwarzen Politikern in Milwaukee sorgte die Auseinandersetzungen für Unruhe. Der Stadtverordnete Khalif Rainey, der den Unruhedistrikt im Stadtrat vertritt, wertete die Krawalle als »Warnsignal«. Milwaukee sei in den vergangenen Jahren »einer der schlechtesten Orte zum Leben für Afroamerikaner im ganzen Land« geworden, kritisierte Rainey.
Zuletzt hatte es in verschiedenen Teilen der USA immer wieder Proteste gegen exzessive Polizeigewalt gegen Schwarze gegeben. Die Aktivistin Alicia Garza schrieb 2013: »Wir verdienen es nicht, ungestraft getötet zu werden. Wir müssen für eine Welt kämpfen, in der das Leben von Schwarzen zählt.« Ihre Freundin Patrisse Cullors schuf aus diesen Worten im Kurznachrichtendienst Twitter den Hashtag »BlackLivesMatter«. Dieser wurde zum Slogan einer neuen Protestbewegung in den USA. Amateurvideos, die Polizeigewalt gegen Schwarze zeigen, verbreiteten sich seitdem unter Verwendung des Hashtags rasch im ganzen Land. nd/Agenturen
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