Burkini-Beach-Party in Berlin: »Wir tragen, was wir wollen!«

Rund 80 Frauen protestierten vor der französischen Botschaft gegen die Maßregelung durch die Behörden

  • Elsa Koester
  • Lesedauer: 3 Min.

Kleine Kinder spielen zwischen den Strandmatten, die Frauen* unterhalten sich angeregt in der Abendsonne. Einige tragen Badeanzüge, andere lockere Sommerkleider, einige sind im Burkini gekommen. Im Hintergrund plätschert der Brunnen vor der französischen Botschaft. Ein friedliches Bild. Doch wer die Demonstrant*innen fragt, warum sie gegen das Burkini-Verbot protestieren, bekommt ihre geballte Wut zu spüren.

»Das Burkini-Verbot richtet sich gezielt gegen muslimische Frauen«, regt sich Aisha Gerner auf. »Das ist nichts anderes als ein Audsruck von Islamfeindlichkeit. Wenn es wirklich um die Verdeckung des Körpers geht: Warum wird keine Surfer-Kleidung verboten? Es geht einfach nur gegen uns!« Die 34-Jährige trägt einen blauen Burkini. Mit dem ist sie auch schon einmal schwimmen gegangen, im letzten Türkei-Urlaub. »Wie eine Außerirdische wurde ich angeschaut, weil ich die einzige war. Ich wurde belächelt«, erinnert sie sich. Nein, sie sei eigentlich kein Fan vom Burkini. Die Idee von Frauen*stränden fände sie viel besser. Zumindest, so lange »das Problem mit den gaffenden Männern« nicht gelöst sei.

Burkini-Beach-Party in Berlin

Zusammen mit rund 80 weiteren Frauen*, einigen Queers und Männern protestiert Gerner am Donnerstagabend vor dem Brandenburger Tor gegen die Burkini-Verbote in einigen französischen Städten. Zu der »Beach Party gegen Rassismus und für das Selbstbestimmungsrecht« hatten spontan vier Einzelpersonen über Facebook eingeladen. »Hört auf, uns befreien zu wollen!«, fordern die Organisator*innen in ihrem Aufruf.

Gekommen sind Fauen* mit Hijab und ohne, mit Hüten und Sonnenbrille, in Burkinis, Bikinis und Badeanzügen, halbnackte Männer, viele Zuschauer*innen – und ebenso viele Journalist*innen. Die lassen sich erklären, was hier eigentlich das Problem ist. Es wird heftig gestikuliert und viel zugehört.

»Wir haben eine Message für die französische Regierung«, ruft Fatouma Diawara energisch. »Wir tragen, was wir wollen! So einfach ist das. Das kann doch nicht so schwer sein, zu verstehen?!« Diawara ist gut drauf. Ein bisschen muss sie über die Situation lachen: Absurd, erklären zu müssen, dass Frauen nicht von Fremden angezogen werden müssen. »Wir leben in einer Welt, wo wir alle unterschiedlich sind. Ganz einfach«, ruft sie der Botschaft zu und umarmt dabei einen Demonstranten, der nichts trägt außer ein lockeres Tuch um die Hüfte.

Das Oberste Verwaltunsgericht in Frankreich hat am Donnerstag mehrere Organisationen zum Burkini-Verbot angehört, darunter die Menschenrechtsliga und das »Kollektiv gegen Islamophobie«. Für den Freitag kündigte der Staatsrat die Bekanntgabe eines Grundsatzurteils an. Damit wird entschieden, ob die Verbote des Ganzkörper-Schwimmanzugs in über 30 französischen Städten rechtmäßig sind. Neben Berlin fanden auch in London Proteste zur Aufhebung des Verbots statt.

Besonders wütend sind die Demonstrant*innen vor dem Brandenburger Tor darüber, dass das Burkini-Verbot als Frauenbefreiung dargestellt wird. Auf Schildern wird erklärt, dass Rassismus nicht mit Feminismus verwechselt werden dürfe. Für Aisha Gerner stellt im Gegenteil der Burkini eine Freiheit dar. »Als muslimische Frau will ich nichts anderes als alle anderen: Mich frei bewegen können. Nach meinen Werten und Vorstellungen. Am Strand gibt mit der Burkini diese Freiheit.«

Während die Frauen* darauf aufmerksam machen, wie sehr sie im Blick der Gesellschaft stehen, werden sie unentwegt gefilmt, fotografiert, abgelichtet. Ein Paradox, das von anwesenden männlichen Journalisten auf die Spitze getrieben wird. Denn zwischen den Protestierenden toben auch einige kleine Kinder herum. Ein Junge posiert stolz vor der Kamera. »Nehmt mal die Kinder da weg!«, pöpelt gestresst ein Fotograf, und fügt beschwichtigend hinzu: »Das ist gut gemeint, aber die dürfen wir nicht fotografieren.« Eine Mutter zieht ihre dreijährige Tochter zur Seite und wundert sich. »Die ist nicht für eure Fotos da. Die gehört einfach zu uns, das ist meine Tochter!«

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