Von Fort Lauderdale nach Santa Clara

Zwischen Kuba und den USA wird es erstmals seit Jahrzehnten wieder reguläre Linienflüge geben

  • Andreas Knobloch, Havanna
  • Lesedauer: 4 Min.

Nach mehr als einem halben Jahrhundert Unterbrechung nehmen an diesem Mittwoch die USA und Kuba wieder reguläre Linienflüge zwischen beiden Ländern auf. Den Auftakt macht die US-Fluggesellschaft JetBlue mit der Verbindung Fort Lauderdale - Santa Clara.

Es ist ein historisches Ereignis. Selbst US-Verkehrsminister Anthony Foxx wird anreisen und mit seinem Amtskollegen Adel Yzquierdo sowie Kubas Außenminister Bruno Rodríguez zusammentreffen. »Die Wiederaufnahme direkter Linienflüge ist ein positiver Schritt und ein Beitrag zum Prozess der Verbesserung der Beziehung zwischen beiden Ländern«, sagte Kubas Vize-Verkehrsminister Eduardo Rodríguez Dávila gegenüber der Presse.

Die JetBlue-Direktorin für Internationale Flughäfen, Giselle Cortés, wiederum zeigte sich »stolz«, dass ihr Unternehmen den ersten Flug absolvieren dürfe. Cortés dankte den kubanischen Behörden für die »exzellente« Kooperation und »speziell den Arbeitern und Beamten des Flughafens in Santa Clara für die enge Zusammenarbeit bei der Vorbereitung dieses ersten und historischen Fluges«. Sie äußerte sich zufrieden zur Sicherheit der kubanischen Flughäfen, die auch von der Transportsicherheitsbehörde der USA bestätigt worden war. Alle internationalen Standard würden erfüllt. Von einigen US-Kongressabgeordneten war dies in Frage gestellt worden.

JetBlue wolle zur »bevorzugten Fluglinie in den USA mit Ziel Kuba« werden, so Cortés. Der Preis für One-Way-Flüge zwischen Fort Lauderdale und Santa Clara betrage 99 US-Dollar, hin und zurück werden 210 US-Dollar inklusive Steuern und Krankenversicherung fällig. Damit sind die Linienflugtickets um ein Vielfaches günstiger als die bisher angebotenen Charterflüge, die zwischen 400 und 460 US-Dollar hin und zurück kosten.

Die Charterflüge zwischen beiden Ländern waren 1979 eingerichtet worden, vor allem, um Exilkubanern Besuche auf der Insel zu ermöglichen. Bis auf eine kurze Auszeit in den 1980er Jahren gibt es diese Flüge bis heute. Wurden laut offiziellen Angaben im vergangenen Jahr 4783 Charterflüge absolviert, waren es allein im ersten Halbjahr 2016 bereits 3452. Da die Regierung Barack Obama die Reisebeschränkungen für US-Amerikaner gelockert hat, sind die Touristenzahlen aus den USA in die Höhe geschnellt. Kuba-Individualtourismus ist US-Amerikanern aufgrund der Blockadebestimmungen ihrer Regierung aber weiterhin untersagt.

Dies stellt auch die US-Fluglinien vor Herausforderungen. Beim Erwerb der Tickets auf der Webseite von JetBlue müssen US-Reisende eine der zwölf von der US-Regierung autorisierten Reisekategorien anklicken. Abgewickelt wird der Kauf über die Stonegate Bank mit Sitz in Florida, die aktuell einzige Bank, die direkte Geldtransaktionen zwischen den USA und Kuba ausführt. Man arbeite mit den kubanischen Behörden an einem Mechanismus zum Kauf der Tickets in Kuba, erklärte Cortés. Bisher können diese nur direkt am Flughafen in Santa Clara erworben werden.

Neben der Verbindung Fort Lauderdale - Santa Clara sind bis zu 110 weitere Flüge täglich möglich. Neben JetBlue haben auch die US-Fluggesellschaften American Airlines, Frontier Airlines, Silver Airways, Southwest Airlines sowie Sun Country Airlines entsprechende Lizenzen erhalten - sie werden künftig auch von Miami, Chicago, Minneapolis und Philadelphia aus insgesamt neun kubanische Ziele anfliegen. Allerdings sind nicht für alle möglichen Verbindungen Anträge gestellt worden; das US-Verkehrsministerium rechnet mit zunächst 155 Flügen wöchentlich.

Wann die staatliche kubanische Fluggesellschaft Cubana Ziele in den USA anfliegen wird, ist dagegen noch nicht abzusehen. Wegen offener Forderungen nach Rückgabe bzw. Entschädigung US-amerikanischen Besitzes, der nach dem Triumph der Revolution in Kuba verstaatlicht wurde, und entsprechender Urteile von US-Gerichten bestehen Befürchtungen, dass kubanische Flugzeuge konfisziert werden könnten, sollten sie US-Flughäfen ansteuern.

Auch Flüge nach Havanna - dann auch aus weiteren US-Städten - wird es zunächst noch nicht geben. Die eingereichten Anträge von US-Fluglinien übertreffen die zwischen beiden Regierungen vereinbarte Anzahl von täglich 20 Flügen um das Dreifache. »Wir hoffen, dass Havanna noch vor Ende des Jahres begonnen werden kann«, sagte Cortés.

Bereits jetzt platzt der Hauptstadtflughafen aus allen Nähten. Er soll künftig von dem französischen Konzern Aéroports de Paris betrieben werden. Das französische Bauunternehmen Bouygues Bâtiment International wird die Erweiterung und Modernisierung übernehmen.

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