Russland plant eigene Paralympics
Gesperrte Behindertensportler sollen wie einst 1984 bei Gegenspielen antreten
Am Mittwoch lehnte das Bundesgericht in Lausanne den Einspruch ab: Nach dem nun feststehenden Ausschluss Russlands von den Paralympics in Rio wird es ein alternatives Sportfest für die russischen Athleten geben. Die Veranstaltung werde ebenfalls am 7. September im Großraum Moskau eröffnet, bestätigte Wladimir Lukin, Präsident des Russischen Paralympischen Komitees (RPC).
Das Internationale Paralympische Komitee hatte das RPC wegen Staatsdopings ausgeschlossen. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte daraufhin bereits angedeutet, dass den gesperrten Sportlern die Möglichkeit gegeben werden solle, »zu zeigen, was sie können. Und die Belohnung für die Gewinner wird dieselbe sein wie bei einem Paralympics-Start.«
Erinnerungen werden wach an 1984, als die Sowjetunion und 18 politische Verbündete die Olympischen Sommerspiele in Los Angeles boykottierten. Die DDR-Sportführung soll sich lange gegen einen Boykott gewehrt haben, konnte sich aber gegen die eigene politische Führung nicht durchsetzen. Die Boykottstaaten organisierten daraufhin in neun Ländern zwischen Juli und September eine Gegenveranstaltung: die Wettkämpfe der Freundschaft. Die DDR richtete Kanu-, Handball- und Radwettkämpfe aus. In Moskau gab es die Eröffnungsfeier mit entzündeter Flamme und dem Einmarsch der Athleten.
Antonin Himl, Präsident des Olympischen Komitees der Tschechoslowakei, sagte damals fast im gleichen Wortlaut Putins, dass »den Athleten, die sich vier Jahre auf Olympia vorbereitet haben, die Möglichkeit gegeben wird, ihre Fähigkeiten zu demonstrieren«. Die Ergebnisse waren dann auch oft besser als die der Sommerspiele in Los Angeles.
Auch das »nd« war mit Sonderberichterstattern bei den Wettkämpfen der Freundschaft. »Ich selbst war in Havanna beim Boxen«, erinnert sich Jürgen Holz, der noch immer für das »nd« schreibt. »Fidel Castro hat es sich nicht nehmen lassen, an fast allen Wettkampftagen in der Halle zu sein - als Boxfan und als politische Demonstration der Bedeutung dieser Wettkämpfe.«
Den Medaillengewinnern aus der DDR wurden - wie nun den russischen - alle Ehrungen zuteil, die jene der Olympischen Winterspiele von Sarajevo im selben Jahr erhielten: »Es gab sogar je nach Platzierung den Vaterländischen Verdienstorden in Gold, Silber und Bronze«, so Holz.
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