Samsung ruft neues Phablet zurück
Auch Verkaufsstopp nach Berichten über Brandgefahr
Seoul. In ersten Testberichten hatte das neue Riesen-Smartphone von Samsung, das Galaxy Note 7, noch Bestnoten erzielt. Doch schon kurz nach der Auslieferung der ersten Geräte in Südkorea und China tauchten auch Berichte über massive Probleme auf. Nun hat der koreanische Elektronikriese die Reißleine gezogen und den Verkauf wegen Brandgefahr gestoppt. Dies teilte Samsung am Freitag in Seoul mit.
Der Grund seien Probleme mit den Akkus: Untersuchungen hätten ergeben, dass einige Geräte durch fehlerhafte Zellen beim Laden in Flammen aufgegangen seien. Medienberichten zufolge waren einzelne Geräte beim Laden explodiert. Samsung spricht von bisher 35 weltweit bekannt gewordenen Fällen.
Samsung bietet nun den Umtausch aller schon verkaufter Geräte an. Das Galaxy Note 7 war erst im August auf den Markt gebracht worden, zunächst in Südkorea und China. Bisher wurden 2,5 Millionen Geräte hergestellt und eine Million ausgeliefert. In Deutschland sollte das Note 7 am Freitag - pünktlich zur IFA in Berlin - in den Handel kommen, woraus nun erst mal nichts wird.
Das Samsung Galaxy Note 7 ist ein sogenanntes Phablet, also eine Mischung aus Smartphone und Tablet-Computer und vorwiegend für professionelle Anwender ausgelegt. Es gehört zu den prestigeträchtigen Modellen des Konzerns, darf aber nicht mit dem Smartphone Galaxy S7 verwechselt werden, dem Topseller von Samsung. Kosten sollte das Note 7 hierzulande rund 850 Euro. Im Inneren stecken acht Prozessorkerne, 64 Gigabyte Speicher - per SD-Karte um bis zu 256 GB erweiterbar. Als Betriebssystem ist Android Marshmallow installiert.
Laut Samsung verursacht ein fehlerhafter Akku die Probleme. Die Südkoreaner beziehen die Batterien von verschiedenen Herstellern. Daher sind nicht alle Geräte davon betroffen, laut Samsung sogar nur ein Promille. »Wir machen mit unseren Zulieferern gerade eine gründliche Überprüfung, um mögliche betroffene Akkus auf dem Markt zu identifizieren«, wurde das Unternehmen im Technologie-Blog »Recode« zitiert. Der britische »Guardian« berichtet unter Berufung auf Samsungs Mobile-Chef Koh Dong Jin, es werde bis zu zwei Wochen dauern, bis Ersatzgeräte bereitstehen. Bis dahin werden alle Lieferungen sozusagen unter Quarantäne gestellt.
Die Auslieferung eines neuen Modells für zusätzliche Kontrollen zu bremsen, ist ein ungewöhnlicher Schritt für einen großen Hersteller wie Samsung. Die Südkoreaner liefern sich vor allem bei Smartphones seit langem ein Wettrennen mit dem US-Konzern Apple. Dieser will am 7. September sein neuestes iPhone vorstellen. Die Probleme dürften die Samsung-Manager daher schon mächtig ärgern. Langfristig tragen allerdings Rückrufaktionen häufig zur Stärkung einer Marke bei, weil Verbraucher vermuten, dass Unternehmen Verantwortung für ihre Produkte übernehmen. Der Aktienkurs reagierte kaum auf Verkaufsstopp und Rückruf-Ankündigung.
Der Konzern betont, die Sicherheit seiner Kunden habe höchste Priorität. Der Hinweis auf fehlerhafte Akkus erklärt allerdings nicht, warum das komplette Geräte ausgetauscht werden muss. Experten spekulieren nun, ob die lokalen Reparaturwerkstätten nicht genügend Kapazitäten haben, den Akku-Tausch vorzunehmen. Außerdem ist dieser bei dem wasserdichten Gehäuse kein banaler Vorgang. Theoretisch könnte auch eine fehlerhafte Ladeelektronik extreme Überhitzung verursachen, wofür es aber keine konkreten Indizien gibt. dpa/nd
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