Manchmal hilft’s, nur Zweiter zu sein

Oliver Kern meint, die Kritik an Olympia ist das Glück der Paralympics

Am Ende der Paralympics in Rio war alles wieder gut. Die Welt zeigte sich überrascht, dass die Gastgeber nun alles im Griff hatten und mehr Fans in die Arenen kamen als erwartet. Die Paralympics haben Olympia mal wieder gezeigt, wie es geht, ist der Unterton: einfach nur Spaß haben am Sport!

Dabei ist die Kritik an dem einen Großevent übertragbar auf das andere. Die Mieten in Rio steigen für dieselben Sportstätten, Menschen wurden für dieselben Autobahnen aus ihren Häusern vertrieben. Milliarden werden für dasselbe Athletendorf ausgegeben samt Rollstuhlrampen und Fahrstühlen.

Die Stadien waren gar nicht voller als im August. Nur setzt man an die Paralympics kleinere Maßstäbe an. Wenn bei Olympia ein Erstrundenmatch im Badminton-Mixed nicht ausverkauft ist, was bringt dann der teure Bau so vieler leerer Plätze? Bei den Paralympics werden solche Fragen nicht gestellt, obwohl behinderte Athleten stets Gleichbehandlung einfordern.

In den ersten olympischen Tagen herrscht immer Organisationschaos. Das legt sich mit der Erfahrung, von der später die Paralympics profitieren. Dann sind auch andere kritische Themen »abgearbeitet«. Die Forderung, Paralympische Spiele vor Olympischen stattfinden zu lassen, um den Behindertensportlern mehr Aufmerksamkeit zu gewähren, lehnt der Chef des Internationalen Paralympischen Komitees, Philip Craven, immer ab. Er weiß schon, warum.

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