Weißhelme in Syrien werden ausgezeichnet

Alternativer Nobelpreis in diesem Jahr viermal vergeben

  • Bengt Arvidsson, Stockholm
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Alternative Nobelpreis wird in diesem Jahr an vier verschiedene Preisträger verliehen. Die regierungskritische türkische Zeitung »Cumhuriyet« und die syrische Hilfsorganisation Weißhelme erhalten den Preis ebenso wie die russische Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina und die ägyptische Feministin Mozn Hassan. Dies teilte die Right Livelihood Stiftung am Donnerstag in Stockholm mit. Die Preisträger teilen sich den auf 310 000 Euro dotierten Preis zu gleichen Teilen. »Alle vier Preisträger haben gemeinsam, dass sie unter den schwierigsten Umständen positive, praktische Lösungen für die großen Probleme ihrer Heimatländer gefunden haben«, begründet Stiftungschef Ole von Uexküll die Entscheidung.

Die gesamte Redaktion der türkischen Zeitung »Cumhuriyet« erhalte den Alternativen Nobelpreis »für ihren furchtlosen und untersuchenden Journalismus samt ihrer prinzipienfesten Verteidigung der Meinungsfreiheit in Zeiten von Unterdrückung, Zensur, Verhaftungen und Todesdrohungen«, heißt es in der Begründung. Kürzlich saßen Chefredakteur Can Dündar und Ankara-Korrespondent Erdem Gül in Istanbul in Haft. Sie hatten über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes nach Syrien berichtet. Dafür wurde ihnen Spionage vorgeworfen. Dündar wurde schon im Mai zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Inzwischen hat er die Türkei verlassen. »Dennoch machen die übriggebliebenen Redakteure unerschrocken weiter«, betonte von Uexküll.

Die syrische Hilfsorganisation Syria Civil Defence, auch Weißhelme genannt, erhält den Preis für ihren »einzigartigen Mut, ihre Mitmenschlichkeit und ihre humanitären Einsätze« im syrischen Bürgerkrieg. Die Organisation hat rund 2900 Freiwillige Helfer, die als Feuerwehrleute und Rettungskräfte in den Kriegsgebieten arbeiten. 60 000 Menschen hat die Organisation, die sich aus zumeist westlichen Spendengeldern finanziert, laut eignen Angaben gerettet. 141 Weißhelme haben dabei ihr Leben verloren.

Die ägyptische Feministin Mozn Hassan erhält den Preis »für ihre Verteidigung von Frauenrechten in einem Milieu aus Gewalt, Übergriffen und Diskriminierung«. Hassan hat die Frauenorganisation Nazra gegen sexuelle Gewalt gegründet. Seit der ägyptischen Revolution von 2011 haben sich die Übergriffe auf Frauen in Ägypten verstärkt. Hassan hat darauf hingewirkt, dass sexuelle Belästigungen in Ägyptens Gesetzbuch als strafbar erachtet werden.

Die Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina erhält den Preis, weil sie sich in Russland für die Rechte von Flüchtlingen und Migranten einsetzt. Mit ihrer Organisation Civic Assistance Committee hat sie über 50 000 Migranten kostenlose Rechtshilfe und humanitäre Hilfe gegeben. Als Mitglied des Menschenrechtsrates des russischen Präsidenten konnte sie die Flüchtlingsgesetze so beeinflussen, dass zwei Millionen Migranten die russische Staatsbürgerschaft erhielten.

Der als Alternativer Nobelpreis bezeichnete Right Livelihood Award geht häufig an Personen und Organisationen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Der schwedisch-deutsche Publizist Jakob von Uexküll gründete den »Preis für richtige Lebensführung« 1980 aus seinem privaten Vermögen. Der Preis versteht sich als sozial orientierte Alternative zu den traditionellen Nobelpreisen, die nach Meinung Uexkülls von westlichen und konservativ orientierten Preisträgern dominiert sind.

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