Das Recht der Stärkeren

Kurt Stenger über die Zukunft der Supermarktkette Kaiser’s

Hätten Sie gerne ein paar Kaiser’s-Filialen, dann sollten Sie sich schnell bei Tengelmann-Eigentümer Karl-Erivan Haub und den Chefs von Edeka und Rewe melden. Die sollen in den nächsten 14 Tagen aushandeln, wer wo welches Stück vom Kuchen der rund 450 Filialen bekommt. Das absehbare Gefeilsche sowie Hauen und Stechen möchte man sich wohl lieber nicht mit ansehen - angesichts von 16 000 Beschäftigten, um die es geht.

Wenn die Kaiser’s-Eigentümerfamilie Haub jetzt den schwarzen Peter den Streithähnen Edeka, Rewe etc. zuspielt, dann drückt sie sich vor der eigenen Verantwortung. Über viele Jahrzehnte hat man gut gelebt vom Einzelhandelsgeschäft. Einfach die Lust an diesem - angesichts des cooleren Onlinehandels - zu verlieren, kann nicht heißen, dass man eine Tochtergesellschaft herunterwirtschaftet und zusieht, wie der Unternehmenswert verfällt.

Wenigstens wird dies wohl nicht zur Schlecker-Lösung - alles dichtmachen - führen. Auch eine Komplettfortführung mittels Übernahme durch den deutschen Marktführer Edeka ist angesichts der anhängigen Rechtsstreitigkeiten vom Tisch. Wer diese Entwicklung als Sieg des (Kartell-) Rechts über die willkürlichen Entscheidungen des Marktes feiert, mag nach der ordoliberalen Lehre theoretisch Recht haben. Die praktischen Folgen sind aber, dass viele Jobs wohl verloren gehen. Die Wende in Sachen Kaiser’s heißt daher auch: Das Recht des Stärkeren ist tot - es lebe das Recht der Stärkeren.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -