In Grönland taut Gift auf

Alte US-Militärbasis wird Opfer des Klimawandels

  • Sören Billing, Kopenhagen
  • Lesedauer: 2 Min.

Offiziell sollte die US-Basis auf Grönland mit bis zu 200 Soldaten arktischen Forschungsprojekten dienen. Doch Camp Century beherbergte auch ein geheimes Vorhaben: »Projekt Eiswurm«. Auch im Vertrag der USA mit Dänemark, der einstigen Kolonialmacht Grönlands, wurde der Plan verschwiegen. »Projekt Eiswurm« sah vor, auf der Basis Atomraketen gegen die Sowjetunion in Stellung zu bringen. Doch dann stellten die Ingenieure fest, dass die Eismassen sich weit schneller bewegten als angenommen und die Tunnel einzustürzen drohten. 1967 gaben die USA die Basis auf.

Den Reaktor nahm die Armee mit, doch zurück blieb eine Menge giftiger und gefährlicher Stoffe: krebserregende Chlorverbindungen, radioaktives Kühlwasser und verseuchte Abwässer, insgesamt etwa 30 Airbus-Ladungen voll. »Als der Abfall eingelagert wurde, dachte niemand, dass er jemals wieder rauskommen würde«, sagt William Colgan von der York University in Kanada. In seiner Studie legt er dar, wie durch die Erderwärmung Giftmüll in die Umwelt gelangen könnte. »Weder die USA noch Dänemark haben damals grundsätzlich etwas falsch gemacht, aber die Welt hat sich verändert«, sagt der Wissenschaftler.

In der Arktis steigen die Temperaturen schneller als im Rest der Welt. 2090 wird die Menge des schmelzenden Eises laut der Studie vermutlich nicht mehr durch neuen Schneefall ausgeglichen werden, die toxischen Hinterlassenschaften kämen zum Vorschein. Doch auch schon vorher könne durch Risse im Eis Schmelzwasser in das verseuchte Tunnelsystem gelangen, das derzeit noch etwa 35 Meter unter der Oberfläche liege, erklären die Forscher. Da es sehr teuer wäre, die Basis freizulegen und den Müll zu entsorgen, könnten die Aufräumarbeiten erst beginnen, wenn die darüberliegende Eisschicht geschmolzen sei, sagt Colgan. Der grönländische Außenminister Vittus Qujaukitsoq nannte die Studie »besorgniserregend«. AFP

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