Nazi-Angriff in Schwerin ist offenbar geplant gewesen

Täter gingen taktisch vor / Rechtsradikale sollen aus Umfeld der Nazi-Hochburg Jamel stammen / Attacke im Internet vorbereitet

  • Lesedauer: 2 Min.

Der rassistische Angriff auf mehrere Geflüchtete in Schwerin am vergangenen Wochenende war offenbar eine im Vorhinein geplante Aktion der rechten Szene. Wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) unter Berufung auf die Polizei meldet, sollen fünf der zeitweise festgenommenen Angreifer regelmäßig in der Nazi-Hochburg Jamel (Mecklenburg-Vorpommern) verkehrt haben. Die rechtsradikalen Schläger hätten sich demnach im Internet zu der Aktion verabredet, teilte Polizeidirektor Ingo Renke am Mittwoch mit.

Am vergangenen Freitag griffen gegen 22 Uhr mindestens 30 Rechtsradikale rund zehn Geflüchtete auf dem Marienplatz im Zentrum Schwerins an. Die Polizei konnte nach eigenen Angaben Schlimmeres verhindern und die Schutzsuchenden vor dem rassistischen Mob schützen. Mittlerweile scheint klar zu sein, dass sich die 30 Personen zunächst im Schlosspark trafen und anschließend zum Marienplatz zogen.

Bei der Attacke gingen die Täter offenbar taktisch vor: Zunächst provozierte eine Gruppe die zehn Geflüchteten und drängte sie in die nahe gelegene Helenenstraße. Hier wartete bereits der restliche Teil der Nazi-Gruppe, sodass die Angegriffenen sich, von beiden Seiten umzingelt, in der Falle sahen. Die rechten Gewalttäter verprügelten die Schutzsuchenden unter anderem mit Schlagringen. Mindestens ein ausländischer Jugendlicher erlitt Verletzungen im Gesicht. Bei der anschließenden Durchsuchung durch die Polizei fanden die Beamten auch Pfefferspray.

Insgesamt kam es am vergangenen Wochenende in mehreren ostdeutschen Städten auffällig oft zu rassistischen, teils gewaltsamen Angriffen auf Geflüchtete und MigrantInnen. Bei mehreren Attacken wurden nach Polizeiangaben auch Menschen verletzt. Ebenfalls kam es in einigen ostdeutschen Städten zu Brandanschlägen auf Asylunterkünfte und von MigrantInnen bewohnte Mehrfamilienhäuser.

Nicht erst seit den Jagdszenen in Bautzen vor mehreren Wochen kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Nazi-Gruppen und Geflüchteten. Nicht selten gehen den Angriffen Provokationen der Rassisten voraus.

Auch in Schwerin kam es in den vergangenen Wochen immer wieder zu Auseinandersetzungen im Stadtzentrum, in die auch Geflüchtete verwickelt gewesen seien, heißt es. Wegen der regelmäßigen Gewalt im Stadtkern hatte die Polizei bereits ihre Präsenz erhöht. Die CDU fordert nun eine Videoüberwachung des Marienplatzes, um die Lage in den Griff zu bekommen. Laut einem Zehn-Punkte-Programm der Stadt sollen nun die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die vorher in separaten Unterkünften lebten, in Wohngemeinschaften mit älteren Geflüchteten umgesiedelt werden. fbr

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