Türkische Polizei vertreibt Terroropfer mit Tränengas
Sicherheitskräfte gehen gegen Gedenkveranstaltung in Ankara vor / Oktober 2015 hatten zwei Selbstmordattentäter über 100 Menschen umgebracht
Istanbul. Ein Jahr nach einem schwerem Terroranschlag in der türkischen Hauptstadt Ankara hat die Polizei Tränengas und Wasserwerfer gegen Teilnehmer einer Gedenkveranstaltung eingesetzt. Die Sicherheitskräfte hätten die Demonstranten am Montag so daran gehindert, sich vor dem Hauptbahnhof in Ankara - dem damaligen Tatort - zu versammeln, meldete die Nachrichtenagentur DHA. Lediglich Verwandte würden vorgelassen. Der Gouverneur von Ankara hatte zuvor Demonstrationen unter anderem mit Hinweis auf den Ausnahmezustand verboten.
Vor dem Bahnhof hatten sich am 10. Oktober 2015 zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt und 102 Menschen mit in den Tod gerissen. Mehr als 500 Personen wurden dabei verletzt. Ein Bündnis linker Parteien und Gewerkschaften hatte zuvor zu einer Friedensdemonstration aufgerufen. Die prokurdische »Demokratische Partei der Völker« (HDP) und die »Konföderation der im öffentlichen Dienst beschäftigten Arbeiter« (KESK) waren die Hauptorganisatoren. Der Ko-Vorsitzende der HDP Selahattin Demirtaş nannte den Anschlag ein »Massaker«.
Die türkische Regierung machte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für das Attentat verantwortlich. Viele Demonstranten vermuteten jedoch, dass Ankara über seinen Geheimdienst selbst an dem Angriff beteiligt war oder diesen zumindest wissend in Kauf genommen hatte. Demirtaş warf den Attentätern zudem vor, zu einer Terror-Gruppe zu gehören, die auch für Anschläge auf linke Friedensaktivisten in Suruc und eine HDP-Wahlkampfveranstaltung in Diyarbakır im selben Jahr verantwortlich gewesen sein soll. dpa/nd
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