Marrakesch sorgt sich vor dem Klimaskeptiker Trump

Klimakonferenz geht mit Forderungen an den künftigen US-Präsidenten zu Ende / Umweltverbände uneinig in Bewertung des Gipfels / LINKE nennt Beschlüsse »viel zu zaghaft«

  • Lesedauer: 3 Min.

Marrakesch. Die Klimakonferenz in Marrakesch ist mit eindringlichen Appellen an den künftigen US-Präsidenten Donald Trump zu Ende gegangen. Der Regierungschef der Fidschi-Inseln, Frank Bainimarama, lud den Klimaskeptiker am Freitag zu einem Besuch in den Inselstaat ein, um sich persönlich von den Folgen der Erderwärmung zu überzeugen. Konferenzleiter Salaheddine Mezouar forderte von Trump Pragmatismus ein. Die Delegierten beschlossen einen Fahrplan zur Umsetzung der Klimaschutzziele von Paris.

Fidschi gehört zu den kleinen Inselstaaten, die von den Folgen des Klimawandels besonders bedroht sind. Regierungschef Bainimarama sagte in Marrakesch, sein Land habe sich »in den finsteren Tagen des Zweiten Weltkriegs« schon einmal hilfesuchend an die USA gewandt. »Damals seid ihr gekommen, um uns zu retten«, sagte Bainimara. »Nun ist die Zeit gekommen, dass ihr wieder helft uns zu retten.«

Im Mittelpunkt der knapp zweiwöchigen Gespräche in Marokko stand die Ausgestaltung des Pariser Klimaschutzabkommens. Die Weltgemeinschaft hatte sich in der französischen Hauptstadt im Dezember 2015 darauf verständigt, die Erderwärmung auf ein beherrschbares Maß von deutlich unter zwei Grad und möglichst unter 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Die bisher vorliegenden nationalen Zusagen zur Verringerung des Treibhausgasausstoßes reichen dazu allerdings bei weitem nicht aus. Auch die Finanzhilfen reicher Staaten für die Bewältigung des Klimawandels in armen Ländern sorgten in Marrakesch erneut für schwierige Diskussionen.

Überschattet wurden die Verhandlungen vom Wahlsieg Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl in der vergangenen Woche. Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, als US-Präsident das Pariser Klimaschutzabkommen aufzukündigen, die Klimaerwärmung nannte er einmal einen »Scherz«,

Konferenzleiter Mezouar, der Außenminister Marokkos, sagte am letzten Konferenztag, die internationale Gemeinschaft stehe in einem »großen Kampf für die Zukunft unseres Planeten«. Es gehe dabei um »die Würde von Abermillionen Menschen«. Die Botschaft der Konferenz an Trump laute daher: »Wir zählen auf Ihren Pragmatismus und Ihren Geist der Verpflichtung.«

Das UN-Klimaabkommen war am 4. November in Kraft getreten und wurde inzwischen von 110 Staaten ratifiziert, darunter die größten Treibhausgas-Verursacher USA und China. Da das Abkommen inzwischen in Kraft ist, wäre eine nachträgliche Annullierung des US-Beitritts ein kompliziertes und langwieriges Manöver.

Trotz der Unsicherheit mit Blick auf die USA beschlossen die Delegierten am späten Freitagabend einen Fahrplan zur Umsetzung der Klimaschutzziele von Paris bis 2018. Darin verpflichten sich die Teilnehmerstaaten, ihre Fortschritte beim Klimaschutz bereits 2017 zu »überprüfen«.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) lobte die Konferenz in Marrakesch als konsequente Fortsetzung der Klimaschutzbemühungen in Paris. »Wir haben den Rückenwind der letzten Monate genutzt und wichtige Weichen für die zügige und ambitionierte Verwirklichung des Paris-Abkommens gestellt«, erklärte Hendricks zum Abschluss der Konferenz.

Auch Umweltverbände lobten die erzielten Fortschritte. In Marrakesch seien die Teilnehmerstaaten »näher zusammengerückt«, erklärte Regine Günther vom WWF. Auch der politische Geschäftsführer von Germanwatch, Christoph Bals, wertete die Konferenz als »ermutigenden Schub« für die Umsetzung des Paris-Abkommens. Der Klimaexperte von Oxfam, Jan Kowalzig, wies jedoch darauf hin, dass die Ausarbeitung des Regelwerks »noch Jahre dauern« werde.

Die Grünen-Klimaexpertin Annalena Baerbock forderte die EU auf, in den weiteren Verhandlungen »Führung zu übernehmen«. Vor allem Deutschland müsse als »Treiber der EU nun eine klimapolitische Schippe drauf legen«. Die LINKEN-Umweltpolitikerin Eva Bulling-Schröter kritisierte die Beschlüsse von Marrakesch als »viel zu zaghaft«. Weiterhin fehlten klare Regeln und wirkungsvolle Instrumente.

Die nächste Klimakonferenz wird 2017 von den Fidschi-Inseln ausgerichtet, sie findet aus logistischen Gründen aber in Bonn statt. Die übernächste Klimakonferenz wird dann 2018 in Polen stattfinden. AFP/nd

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