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Der unsterbliche Festtagsvogel

Thomas Brussig hat ein Weihnachtsgänsekinderbuch geschrieben. Das ist lustig für Groß und Klein

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Weihnachtsgans Hermine, um die sich in dieser Erzählung alles dreht, hat eine weltberühmte Verwandte. Die hieß Auguste und erblickte bereits im Jahr 1946 das Licht der Bücherwelt.


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* Thomas Brussig: Weihnachtsgans Hermine. Ill. v. Katja Wehner. Aufbau Verlag. 32 S., Halbleinen, 16,95 €. Hörbuch bei Aufbau Audio, 1 CD, 9,99 €.


Der Autor Friedrich Wolf erfand damals den Dresdner Kammersänger Luitpold Löwenhaupt. Der aß für sein Leben gern und wünschte sich zu Weihnachten sehnlichst einen schmackhaften Gänsebraten. Doch der weiße Vogel hatte es seinen Kindern so angetan, dass sie ihn als Mitglied in die Familie aufnahmen und im Kinderzimmer schlafen ließen. Und wer will schon ein Familienmitglied schlachten, geschweige denn aufessen?

Auguste blieb folglich am Leben und wurde zusammen mit dem Büchlein unsterblich. Das diente als Vorlage für Filme, Hörspiele, Puppentrickfiguren und Theaterstücke, die von den Spielplänen in der Vorweihnachtszeit nicht wegzudenken sind und die Kinder auch heute noch immer begeistern.

70 Jahre nach Augustes erstem öffentlichen Auftritt hat sie nun eine würdige Nachfolgerin bekommen. Auch diese wurde von einem Autor ersonnen, der sich bereits mit anderen Veröffentlichungen einen Namen machte - Thomas Brussigs Geschichten wurden verfilmt oder für das Theater inszeniert. Auch er ist bekannt für seinen Humor. Statt des Kammersängers erdachte er einen Fernsehkoch, aus dem Namen Löwenhaupt wurde Degenkolb. Auch Brussigs Gans entrinnt nur knapp dem Tod, aber sie entrinnt ihm. Auch sie spricht in Reimen.

»Cola, Keks und Schokolade, fertig ist die Kohlroulade«, dichtet sie sehr zur Freude der Kinder Amelie, Ulla und Fabio. Oder: »Für richtig guten Schweinebraten nimmt man Bier und Handgranaten. Weitere Geheimzutaten sind Popel, Gift und Angelhaken.« Damit haben Dichter und Gans auf alle Fälle auch einige der Geheimzutaten für einen erfolgreichen Schmöker benutzt, den Eltern ihren Kindern vorlesen können und vielleicht sogar dringend vorlesen wollen, weil sie sich dabei selbst amüsieren.

Hermine kommt im übrigen aus einer polnischen Gänsefarm und kann nicht nur lustige Sprüche absetzen, sondern dem jüngsten Sohn der Degenkolbs auch erklären, was artgerechte Tierhaltung bedeutet. Kein Sonnenlicht und immer schön Maisbrei in den Rachen stopfen. Das wiederum erinnert den kleinen Fabio an Oma und Opa, bei denen auch erst dann gespielt werden darf, wenn das Kind alles aufgegessen hat. Fabio nimmt Hermine mitsamt ihrem Karton mit ins Kinderzimmer. Sie unterhalten sich wie Geschwister, aber eines Tages ist sie weg. Fabio leidet schrecklich und macht sich die größten Vorwürfe, an diesem Unglück schuld zu sein. Hat er das Tier vielleicht verrückt gemacht, so dass es sich in der Familie nicht mehr wohl fühlen konnte?

Wir ahnen bereits: Es gibt andere Ursachen für das Verschwinden einer lebendigen Gans kurz vor dem Weihnachtsfest. Allerdings soll hier nicht verraten werden, wie gefährlich es für ein harmoniegewohntes Federvieh werden kann, wenn es sich auf den Weg durch die Großstadt macht, in der an allen Ecken und Enden mit Beton hantiert wird. Nur so viel: Hermine wird mit Filzlatschen gerettet und tanzt auf der letzten Seite dank der humorvollen Illustratorin Katja Wehner einen hinreißenden Weihnachtsboogie auf großem, gesundem Gänsefuß.

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