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Das Geheimnis des Lapis exilii

Marcello Simoni bewegt sich durch mittelalterliche Zeiten und Räume

  • Sabine Neubert
  • Lesedauer: 3 Min.

Dunkle Angelegenheiten, üble Machenschaften, seltsame Diebstähle, geheimnisvolle Verfolger ... Der neue Roman von Marcello Simoni verspricht wieder höchste Spannung - und enttäuscht nicht. Simoni bewegt sich inzwischen so geschickt durch mittelalterliche Zeiten, Räume und Ereignisse, über Straßen und dunkle Wege, durch Kirchen, Klöster, Abteien, Krypten und Verliese, dass man ihm begeistert folgt, nicht nur, um ein furioses Spiel mitzuerleben, sondern auch, um einen Zipfel Wissen über dieses seltsam verdunkelte, aber auch künstlerisch spannende Zeitalter der Untergänge und Umbrüche zu erhaschen. Diesmal ist es beispielsweise die Kunst der Bildermalerei, sind es die Fresken an Kirchen- und Klosterwänden und ihre Schöpfer, die es Simoni angetan haben. Das war natürlich immer auch mit Geheimnisvollem und Verstecktem verwoben und setzte sich dem Vorwurf der Ketzerei aus.


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* Marcello Simoni: Die Abtei der hundert Sünden. Mittelalter-Thriller. A. d. Ital. v. Barbara Neeb u. Katharina Schmidt. Emons Verlag. 384 S., br., 14,95 €.


Das sind natürlich nur Steinchen des verwirrenden historischen Mosaiks. Vorsicht also, zu leicht verläuft man sich zwischen Realität und Phantasterei! Der Autor warnt selbst im Nachwort: Die Handlung beruhe auf »weithin dokumentierten Ereignissen«, anderes sei seiner Phantasie entsprungen. Rätsel bleiben und sollen bleiben.

Die Geschichte beginnt - nach einem kleinen, kryptischen »Prolog« - in der blutigen Schlacht bei Crécy in der Normandie 1346, bei der die Engländer die Franzosen vernichtend schlugen. Maynard de Rocheblanche, Ritter im Dienste des Königs Philipp VI. de Valoi, gehört zu den wenigen Überlebenden des französischen Heeres. Er kommt mit einer Beinverletzung davon. Zufall oder nicht, in den letzten Momenten der Schlacht gerät er in den Besitz eines geheimnisvollen Dokuments. Jang de Blannen, der König von Böhmen, haucht in Maynards Armen sein Leben aus, nachdem er ihm ein Pergamentröllchen in die Hand gedrückt hat. Das wird das zukünftige Geschick des Ritters vollkommen verändern. Beim Öffnen enthüllt er einen mysteriösen Text mit dem Hinweis auf eine einzigartige Reliquie. Maynard beginnt die Suche nach einem »Lapis exilii«, einem »Stein der Verbannung«, von dem das Pergament spricht. Er soll an einem ebenso kryptischen Ort mit dem Namen »Mons florii« (»Blumenberg«) verborgen sein.

Nun wird es aber äußerst gefährlich. Offensichtlich sind auch andere hinter der Reliquie her und folgen seinen Spuren. Ein skrupelloser Kardinal bedroht seine Schwester, Äbtissin bei Reims, verschwindet am Ende aber nach Avignon. Wir erinnern uns: Das 14. Jahrhundert ist auch das der sogenannten »Babylonischen Gefangenschaft« der Päpste in Avignon, einer Zeit, in der die Apokalyptischen Reiter über Europa zu stürmen scheinen. Der Autor hat es mit dem Hinweis auf die Konjunktion von Saturn, Jupiter und Mars im Jahr 1345 vorausgesagt: Krieg, Hunger und Pest werden kommen. Da bleibt noch einiges zu erwarten für die weiteren Romane des Zyklus. Aber auch der christliche und der heidnische Gott der Liebe haben glücklicherweise bei Marcello Simoni ihre Hände und Pfeile mit im Spiel.

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