Erst Stadt, dann Schloss

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Wo liegt die historische Mitte Berlins? Jedenfalls nicht dort, wo das Schloss steht. Das beweist ein Modell aus Lindenholz mit einer Ansicht von der Doppelstadt Berlin-Cölln um 1690: Dicht bebaute Altstadtviertel, geteilt durch die Spree, umgeben von einem Ring aus Festungswällen, Bastionen und breiten Wassergräben. Der Schlossbezirk am nordwestlichen Rand von Cölln wirkt wie ein Anhängsel der mittelalterlichen Stadt, nicht wie ihr Herzstück. Hier wird deutlich: zuerst war die Stadt, dann kam das Schloss. Mit einer neuen, ab Freitag zu sehenden Sonderausstellung im Ephraim-Palais zeichnet die Stiftung Stadtmuseum die städtebauliche Entwicklung Berlins zwischen 1650 und 1800 nach.

»Schloss.Stadt.Berlin« - unter diesem Motto zeigt sie Modelle, historische Pläne und Ansichten, wie das Berliner Schloss allmählich vom Rand in die Mitte rückte. Über 300 Exponate auf zwei Ausstellungsetagen machen deutlich, wie der Schlossbau allmählich die Entwicklung Berlins bestimmte, Wirtschaft und Gesellschaft prägte und auch als Zentrum der Macht im Stadtkörper sichtbar wurde. Peter Schwirkmann, Abteilungsleiter der Stiftung Stadtmuseum und Kurator der Schau präzisiert: »Am Anfang war die Stadt, dann kam das Schloss und beide zusammen nahmen einen großen Aufschwung.«

Auf die Bewohner Alt-Berlins verweisen gleich zu Beginn archäologische Objekte wie Tonpfeifen, eine Wasserflasche, Katzenschädel und Austernschalen - Fundstücke von Grabungen im Festungsbereich am Köllnischen Park. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg begann der Ausbau der Landesherrschaft nach Westen, zunächst unter dem Großen Kurfürsten, später unter den preußischen Königen.

Das schnelle Wachstum durch neue Stadtteile und die rasanten Veränderungen Berlins im ausgehenden 17. Jahrhundert vermitteln Skizzen des Kupferstechers Johann Stridbeck, die zu den frühesten Stadtansichten zählen. Im Mittelpunkt der Schau steht der Ausbau Berlins zur barocken Königsresidenz. epd/nd

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