Lufthansa-Streik geht in dritten Tag
Cockpit: Lufthansa-Management zeigt weiter keinerlei Bewegung / Piloten lehnen Schlichtung ab
Frankfurt. Reisende der Lufthansa müssen am Freitag wegen des verlängerten Streiks der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) erneut mit Hunderten Flugausfällen zurechtkommen. Betroffen seien alle innerdeutschen und Europaflüge sowie mehr als 100.000 Reisende, teilte Lufthansa am Donnerstag mit. Insgesamt würden 830 Flüge gestrichen.
Die Langstreckenflüge würden hingegen »nahezu planmäßig« starten, so die Fluggesellschaft. Vereinzelt könnten aber noch Verbindungen wegen des vorherigen Streiktages ausfallen. Flüge der Billigtöchter Eurowings und Germanwings sowie der Konzerngesellschaften AUA, Swiss, Brussels und Air Dolomiti würden nicht bestreikt.
Auch am Samstag wollen die Piloten streiken. Es seien alle Langstreckenverbindungen betroffen, die in dieser Zeit aus Deutschland abfliegen sollen, teilte die Gewerkschaft am Donnerstagabend mit.
Für Freitag, den dritten Tag der Arbeitsniederlegung, stellte Lufthansa erneut einen Sonderflugplan auf. 2170 von 3000 Flügen könnten am Freitag wie geplant abheben. Insgesamt seien an den drei Streiktagen mehr als 315.000 Passagiere von 2618 Flugausfällen betroffen.
Die Lufthansa forderte die Piloten erneut zu einer Schlichtung auf. Schon jetzt zahle die Airline ihren Piloten mehr als bei anderen Fluggesellschaften üblich. Das Management sei für mehr als 120.000 Mitarbeiter verantwortlich und wolle den Konzern zukunftsfähig aufstellen, sagte Vorstandsmitglied Harry Hohmeister. »Das wird mit einer Forderung von 20 Prozent mehr Lohn nicht möglich sein.«
Jeder Streiktag koste Lufthansa rund zehn Millionen Euro, erklärte er. Dazu komme ein Imageschaden, der nicht genau zu beziffern sei. »Wir merken das aber in unseren mittelfristigen Buchungszahlen.«
Im bis April 2014 zurückreichenden Tarifkonflikt hatte Lufthansa den Piloten zuletzt ein Lohnplus von 2,5 Prozent bis Ende 2018 angeboten. Die Vereinigung Cockpit lehnt das ab. Sie verlangt Tariferhöhungen von insgesamt 22 Prozent für die Zeit bis einschließlich April 2017.
VC verteidigt das eigene Vorgehen damit, dass das Lufthansa-Management weiter keinerlei Bewegung zeige und kein verhandlungsfähiges Angebot übermittelt habe. Sprecher Jörg Handwerk warf dem Vorstand eine »kompromisslose Unternehmenspolitik« vor. Die Piloten lehnen eine Schlichtung bisher ab.
Für eine Verhandlungslösung plädierte unterdessen Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier. In dem langen Tarifkonflikt sei es an der Zeit, mit Hilfe eines neutralen Schlichters zu versuchen, »die unversöhnliche Haltung beider Seiten aufzulösen«, sagte der CDU-Politiker in Wiesbaden.
Bereits am Donnerstag wurden wegen des Streiks 912 Verbindungen gestrichen, am Mittwoch waren 876 gewesen. Reisende können sich weiter über die Internetseite Lufthansa.com informieren, ob ihre Verbindung unter den gestrichenen Flügen ist.
Der mehrtägige Streik lastet der Branche zufolge vor allem Hotels in der Nähe des Frankfurter Flughafens und in der Innenstadt aus. »Die Umsätze, die hier generiert werden, sind allerdings kein Grund zum Jubeln. Uns wäre es lieber, der Ausstand fände nicht statt«, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gastronomieverbandes Dehoga Hessen, Julius Wagner, der Deutschen Presse-Agentur. Die Lufthansa hat für gestrandete Kunden nach eigenen Angaben im Rhein-Main-Gebiet sowie im Raum München vorsorglich fast 4000 Hotelzimmer reserviert. Agenturen/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.