NSU: Zschäpe will mal wieder nichts gewusst haben
Mutmaßliche Rechtsterroristin sagt aus, zum Mordfall Peggy keinerlei Informationen zu haben / LINKEN-Politikerin König: Das war leider zu erwarten
Berlin. Die Hauptangeklagte im Münchener NSU-Prozess, Beate Zschäpe, hat keinen Beitrag zum mysteriösen Mordfall Peggy leisten können. Vor dem Oberlandesgericht ließ sie am Donnerstag über ihren Verteidiger die Frage verneinen, ob sie über Medienberichte hinaus eigene Informationen zum Fall Peggy habe. Weiter äußerte sich Zschäpe nicht zu dem Fall.
Nach dem Fund von DNA-Spuren des NSU-Mitglieds Uwe Böhnhardt in der Nähe des im Juli gefundenen Skeletts der Neunjährigen hatte das Gericht Zschäpe die Frage zum Fall Peggy gestellt. Der Vorsitzende Richter hatte die Hauptangeklagte Ende Oktober gefragt, ob sie etwas über Peggy wisse, das sie nicht aus den Medien habe. Zschäpes jetzt erfolgte knappe Antwort: »Nein«.
Nicht viel zu erwarten
Bereits im Vorfeld hatten ProzessbeobachterInnen vermutet, dass die Befragung Zschäpes zum Mordfall wenig ertragreich sein würde. So schrieb die LINKEN-Abgeordnete Katharina König aus Thüringen auf Twitter: »Beate Zschäpe will am Donnerstag mal wieder aussagen lassen-viel Wahrheit ist nicht zu erwarten«, so König auf Twitter.
Zschäpe ließ ihren Verteidiger auch Fragen des Gerichts zu angeblichen kinderpornografischen Fotos auf einem in der Ruine des letzten Verstecks des NSU-Trios gefundenen Computer beantworten. Die mutmaßliche Rechtsterroristin ließ erklären, sie habe von den Fotos erst durch Akteneinsicht zu ihrem Fall erfahren. Sie glaube, dass die Bilder durch eine von Mundlos gekaufte gebrauchte Festplatte auf den Computer gekommen sein könnten. Mundlos habe immer wieder gebrauchte Festplatten gekauft und Computer selbst zusammen gebaut. Auf den Computer mit den Bildern habe sie ebenfalls Zugriff gehabt, auch Uwe Böhnhardt habe den PC genutzt.
Berechtigte Zweifel
Die Schülerin Peggy war 2001 in Oberfranken verschwunden, ihr Fall gilt als einer der rätselhaftesten Kriminalfälle in Deutschland. Im vergangenen Sommer entdeckte ein Pilzsammler in Thüringen Knochen des Kindes. Die Ermittler fanden dort auch DNA des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt. Es gibt allerdings Anhaltspunkte dafür, dass bei der Spurensicherung identisches Gerät verwendet wurde wie nach dem Tod Böhnhardts 2011. So könnte die Spur verunreinigt worden sein. An dieser Version der Bundesanwaltschaft und des BKAs gibt es jedoch auch berechtigte Zweifel. Eine intensivere Untersuchung zwischen dem Mordfall Peggy und den Hinrichtungen durch den NSU, wie in die Opferanwälte wiederholt gefordert hatten, wird mit der kurzen Aussage Zschäpes vorerst unwahrscheinlich.
Beate Zschäpe ist als einzige Überlebende des mutmaßlichen Kerns des NSU wegen der rassistisch motivierten Tatserie mit zehn Toten, zwei Bombenanschlägen sowie einer Reihe von Banküberfällen angeklagt. Böhnhardt und Mundlos kamen 2011 mutmaßlich durch Suizid ums Leben. Der NSU-Prozess nähert sich dem Ende, das Gericht leitete bereits das Ende der Beweisaufnahme ein. Agenturen/nd
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