Stürme vertreiben weihnachtliche Ruhe
Wetterdienst sagt klassisches Winterwetter für Jahresende voraus
Berlin. Mit einer Sturmnacht ist das Weihnachtsfest im Norden Deutschlands und Europas zu Ende gegangen. In der Nacht zum Dienstag gab es vor allem in Norddeutschland heftige Böen, Hochwasser und vereiste Straßen. Mancherorts wurden gar Orkanwinde der höchsten Stufe 12 gemessen. Nun wird es ruhiger - und winterlicher: »Mit klassischem Winterhoch-Wetter« gehe das Jahr zu Ende, sagte Christoph Hartmann von der Wettervorhersagezentrale des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Dienstag voraus. Dazu gehören vor allem abwechselnd Nebel und Sonne, nachts leichter Frost.
Überflutungen, umgestürzte Bäume und umherfliegende Gerüstteile hatten zuvor zahlreiche Feuerwehreinsätze im Norden ausgelöst und Unfälle verursacht.
Bei Kiel kam am Montagabend eine 34-jährige Autofahrerin ums Leben, als ein Baum auf ihr fahrendes Auto krachte. Der 24-jährige Freund der Frau wurde bei dem Unfall lebensgefährlich verletzt. Erst nach einer Stunde gelang es Rettungskräften, ihn mit schwerem Gerät aus dem Wrack zu befreien.
Eine Windböe wehte einen Lastwagen von der Autobahn 14 in Sachsen-Anhalt. Der Windstoß drückte den Laster am Dienstagmorgen in einen Graben, sagte ein Sprecher der Autobahnpolizei Das Fahrzeug kippte um. Der Fahrer blieb unverletzt. Die Autobahn wurde für die Bergungsarbeiten gesperrt.
In Hamburg setzte eine Sturmflut in der Nacht zum Dienstag einige Straßen und den Fischmarkt in St. Pauli unter Wasser. Dem Lagezentrum der Polizei zufolge lag der Scheitelpunkt des Hochwassers 2,73 Meter höher als das mittlere Hochwasser. Am Dienstagmorgen waren die Überschwemmungen weitgehend wieder abgelaufen, hieß es.
Ein Hamburger Mehrfamilienhaus musste evakuiert werden, weil wegen des Windes das 50 Meter lange Baugerüst eines Nebengebäudes einzustürzen drohte. In der Hafencity lief eine Tiefgarage voll. Sie stand bis zu 70 Zentimeter unter Wasser. Rund 20 Feuerwehrleute waren am Dienstag im Einsatz, um die Garage leer zu pumpen.
Laut dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie gab es auch an der Nordseeküste Pegelstände von teilweise über zwei Metern. Dem Seewetterdienst zufolge kam es dort mancherorts - etwa auf Sylt - zu nächtlichen Windböen der Stärke 11, an der Ostseeküste vereinzelt sogar zu Böen der höchsten Stufe 12 mit bis zu 120 km/h.
Bei einer Karambolage auf der vereisten A 14 bei Schwerin wurden zwei Menschen verletzt. Nach einem Hagelschauer am Montagabend sei die Fahrbahn mit Eis bedeckt gewesen, so die Polizei. Mehrere Wagen kamen ins Schleudern und stießen zusammen.
Für die kommenden Nächte sagte Meteorologe Hartmann vielerorts leichten Frost voraus. In Alpentälern könne es bis zu minus zehn Grad kalt werden. Tagsüber steigen die Temperaturen je nach Sonnenscheindauer auf bis zu sieben Grad.
Was nicht ins Bild passe, ist die Wetterlage im Osten. Eine Warmfront habe sich dort eingeschlichen und bringe Niederschlag - je nach Höhen als Regen oder Schnee. »Im Erzgebirge können in Lagen etwa oberhalb 600 Metern bis Donnerstag früh örtlich bis zu 20 Zentimeter Schnee fallen«, sagte Hartmann. »Eine durchgreifende Änderung ist erst am Montag, dem 2. Januar 2017, zu erwarten«, so der Meteorologe. Dann soll eine Kaltfront aus Sibirien über Deutschland hinwegziehen.
Auch über Skandinavien ist am zweiten Weihnachtstag ein heftiger Sturm hinweggefegt. »Urd« setzte in Schweden, Norwegen und Dänemark Straßen unter Wasser, verursachte Stromausfälle und stürzte Bäume um. Die Öresundbrücke zwischen Kopenhagen und Malmö war in der Nacht zum Dienstag geschlossen. Auf der Insel Seeland standen Ferienhäuser unter Wasser. Zwischen Rostock und Gedser fuhren am Dienstagmorgen keine Fähren. Auch in Norwegen blieben Schiffe in den Häfen, Flugzeuge aus Bergen und Oslo hoben verspätet oder gar nicht ab. 70 000 Haushalte im Land waren ohne Strom. In Südschweden fielen Züge aus, in Göteborg standen Keller unter Wasser.
Blitze haben zwei Flugzeuge am zweiten Weihnachtstag auf dem Weg nach Kopenhagen getroffen. Eine Maschine aus Reykjavík mit 111 Menschen an Bord musste am Montagnachmittag auf der dänischen Insel Bornholm landen. Passagiere und Besatzung des Flugzeugs der skandinavischen Fluggesellschaft SAS blieben über Nacht auf der Insel. Ein Flugzeug aus London landete nach einem Blitzeinschlag sicher in Kopenhagen. dpa/nd
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