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Mit einem Film gegen das weiße Stigma

Auf Fidschi ist jeder 700. Mensch ein Albino

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 2 Min.

In den meisten Ländern sind Albinos selten. Im Durchschnitt wird nur einer von 17 000 Menschen mit der Stoffwechselerkrankung geboren, die zur Störung der Melaninbildung führt und damit zu hellen Haaren, Haut und Augen. Im Pazifikstaat Fidschi kommt jeder 700. Mensch mit Albinismus zur Welt. Unter den Bewohnern mit dunklen Haaren und dunkler Haut stechen Albinos hervor.

»In der Highschool ist es nicht einfach«, gestand Esala Seru. Der Junge ist einer der Protagonisten, den eine australische Filmemacherin für eine Doku über Albinos in Fidschi interviewt hat. Wegen seiner hellen Haut und hellblonden Haare würde er nicht Bus fahren, sagte der damals 14-Jährige im Interview. »Denn jedes Mal, wenn ich einsteige, starren mich alle an.«

In Fidschi werden Albinos nicht verfolgt und getötet wie in Afrika - leicht haben sie es aber nicht: Das tropische Klima macht es ihnen fast unmöglich, ins Freie zu gehen, da ihre Haut sofort verbrennt. »In den Krankenhäusern wusste zudem niemand über die richtige Behandlung der Haut Bescheid«, sagte Christine Nestel, die australische Filmemacherin der Dokumentation »Coming out of the Shadows« (»Aus dem Schatten kommen«).

Die Film-Idee kam über eine Konferenz: Um Albinos zu helfen, entschloss sich die australische Hautärztin Margot Whitfeld, ein Symposium in Fidschi einzuberufen. Damit Kinder mit Albinismus geboren werden, müssen ihre Eltern nicht Albinos sein. Mutter und Vater müssen aber das Albinismus-Gen in sich tragen. Dies erklärt unter Umständen, warum es in vielen Pazifik-Staaten so hohe Raten an Albinismus gibt.

Whitfeld holte die Filmemacherin Christine Nestel an Bord. Ursprünglich sollte sie nur das Symposium filmen, doch sie erkannte die Chance, eine Dokumentation zu drehen. Sie befragte vier Familien und einen Stammesältesten, der an Albinismus leidet. Unter den Interviewten war Jurastudentin und Sängerin Laisa Bulatale, die bei »Fidschi sucht den Superstar« in der Endauswahl war. Um das TV-Material zu erwerben, rief die Australierin bei Fiji TV an. Der Geschäftsführer war so begeistert, dass er anbot, den 18-minütigen Film auf Fidschi auszustrahlen.

Nestel war wegen Esala Seru beunruhigt, der nachdem er die Blindenschule besucht hatte, auf eine normale Oberschule geht. Der Film sei an einem Freitag ausgestrahlt worden und er sei am Montag voller Angst zur Schule gegangen. »Doch die anderen Jungen schlugen ihm auf die Schulter und umarmten ihn sogar.« Auch die Reaktion im Internet lässt vermuten, dass viele Leute in Fidschi die Doku sahen und positiv aufnahmen. Sie hat ihren Zweck erfüllt, die Menschen »aus dem Schatten ins Licht zu holen«.

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