Zusehen und mitmachen

»Purple« - ein neues Tanzfestival für die Jugend

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 3 Min.

Wie alle Künste sucht auch der zeitgenössische Tanz einen Weg, die nächste Zuschauergeneration für sich zu gewinnen, zumal er sich einem jungen Publikum nicht leicht erschließt. Unter dem Titel »Purple« startet Kuratorin Canan Erek eine konzertierte Aktion. An sieben Tagen zeigt das Festival an drei Spielorten, meist in den Uferstudios, fünf Performances aus drei Ländern und will so für Zuseher ab 6 die Vielfalt des Genres auffächern.

Clément Layes erforscht im Solo »Title« zur Eröffnung, wie die Dinge um uns die Fantasie anregen und sie zu Ausflügen in andere Sphären, ob Liebe oder Reisen, abschweifen lassen. Das bietet auf clowneske Weise Anlass zu verschiedenen Situationen und Geschichten. Tags zuvor lädt die Initiative TanzSpielZeit aus Berlin ins Podewil. »Kartoffeln schälen in Wuppertal« löst An Boekmans Frage, wie das zusammengeht: zehn Jahre Ausbildung und dann in einem Stück »nur« Kartoffeln schälen. Dass Boekman ihre eigene Erfahrung zwischen Komik und Slapstick ansiedelt, macht den Zuschauspaß aus. Hinterher dürfen die jungen Gäste Themen vorgeben, die von den Profis gestaltet werden.

In »Traumlabor« wird das Theater Strahl zum Ausgangspunkt für die tänzerische Flucht aus der Realität und die Landung in der Imagination, wie Irina Demina und ihre fünf Tänzer sie erdacht haben. Der Körper ist hierbei Ort und Mittel der Verknüpfung unter den Akteuren. Wie Männer miteinander umgehen, zwischen Angeberei, Stärke, Verletzlichkeit und Aggression, das bringt die Company Chameleon aus Manchester mit sechs Darstellern und athletischem Furor auf die Bühne der Uferstudios. Musiken bis hin zu Bach begleiten »Beauty of the Beast« im Spiel mit einem Musicaltitel und tragen all den dynamischen Wechseln Rechnung. Ebenfalls in den Uferstudios thematisiert die Performing Group aus Köln in »TRASHedy« auf spielerische Weise Konsumverhalten: Wie viele Müllberge können wir uns noch leisten, und welche Auswirkungen wird das haben? Nach jeder Vorstellung dürfen je zwei Schulklassen an einem Workshop mit den Tänzern teilnehmen und ihre Eindrücke praktisch umsetzen.

Als Fest aus Farbe, Sound, Bewegung hat die Presse »Giardino dipinto« der Compagnia T.P.O. aus dem italienischen Ort Prato bezeichnet. Darin lädt der kurdische Maler Rebwar Saeed ein, seinen arabischen Garten aus buntem Licht zu besuchen, in dem zwei Tänzerinnen mit den Projektionen spielen. Sensoren unter dem Teppich setzen deren Bewegungen per Computer in magische Motive um. Auch Kinder können das ausprobieren.

Zum Abschluss des Festivals fahndet Antje Pfundtner aus Hamburg dem Problem nach, weshalb oft Dinge scheinbar verschwinden, Jacken, Töne, Erinnerungen, selbst Menschen, wie und wo sie dann unerwartet wieder auftauchen. Denn »nimmer«, so der Titel, geht wirklich etwas verloren, es verändert allenfalls seine Erscheinung. Ein Workshop für Lehrer rundet das Programm ab.

Vom 23. bis zum 29. Januar www.purple-tanzfestival.de

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.