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Trainierbare Muskeln

Festival »Litauen tanzt« geht am Wochenende zu Ende

  • Tom Mustroph
  • Lesedauer: 2 Min.

Litauen tanzt. Und Estland auch. Das durfte man beim zum bereits vierten Mal in Berlin stattfindenden Festival »Litauen tanzt« feststellen, in das auch ein estnischer Tanztag integriert wurde. Das Festival im Dock 11 und im Theater An der Parkaue geht noch bis zum Sonntag und liefert einen Überblick über die zeitgenössische Tanzszene in beiden Ländern.

Reisende, die durch die baltischen Republiken ziehen, berichten mit leuchtenden Augen von der großen Verbreitung der Tanzkultur im Alltag. Die zeitgenössische Tanzszene ist selbstverständlich wesentlich kleiner. Sie speist sich aber auch aus dieser Verbundenheit der Bevölkerung mit der Bewegungskunst. Das ist bis in das Festivalprogramm hinein zu spüren. In »(g)round zero« etwa werden Tanzanimationen von Marius Paplauskas und Marius Pinigis im Busbahnhof von Kaunas vorgestellt, bei denen die Passanten und Passagiere munter mitmachen. Paplauskas und Pingis scheuen auch sonst keine Berührungen und fügen Kampfsportbewegungen in ihre Performance ein. (4.2., 18.30 Uhr, Dock11).

Begegnungsoffen ist ebenfalls das Kindertanzstück »Colourful Games« (Bunte Spiele) im Theater An der Parkaue (4.2., 11 und 15 Uhr). In einem Zirkusambiente mit Zelten in Kindergröße wird mit vielerlei Objekten jongliert und die Kinder sind zum Partizipieren eingeladen.

Auch politischere Themen werden verhandelt. »Dior in Moscow« setzte sich etwa mit dem postsowjetischen Frauenbild auseinander. Zwischen zwei Schlücken aus der Wodka-Pulle wird darüber reflektiert, was es bedeutet, im ganzen Leben nur mit einem Mann, dem Ehemann eben, Sex gehabt zu haben. Die Armmuskeln, die ein Leben als werktätige Frau so mit sich bringen, werden vom PADI DAPI Fish Dance Theatre untersucht.

Stärker in Richtung konzeptueller Tanz bewegte sich der estnische Abend am Donnerstag. Einem viel schwerer zu trainierendem Muskel als beispielsweise einem Bizeps war Henri Hütt in »Rhythm is a Dancer« auf der Spur. Hütt analysierte erst mit einem Metronom und sparsamen Bewegungen, was eine Geräuschfolge erst zum Rhythmus qualifiziere und versuchte am Ende, den Schlag seines Herzens mit dem Ticken der Metronome in Einklang zu bringen. Das misslang grandios, weil Hütts Herz stets anders pochte, sei es aus Anstrengung oder aus Aufregung.

Hütts Landsmann Karl Saks hingegen versank in einer einen Gerichtssaal simulierenden Anordnung aus Tonband, Steinbruch und Obstteller; die behauptete Auseinandersetzung mit Macht und Hierarchie erschloss sich in »State and Design« dem Betrachter nicht.

Zu sehen sind am Wochenende noch die ortsspezifische Flaneurperformance »Lucky Lucy« (ebenfalls PADI DAPI Fish Dance Theatre; 4. und 5.2. 16 Uhr), die Gruppenchoreografie »Klymaxless« (4.2., 20 Uhr, 5.2. 18.30 Uhr) und das Duett »B&B Dialogue« (5.2., 20 Uhr, alle Dock11).

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