Kaum noch Doping-Kontrollen im spanischen Fußball
In Land der besten Fußballiga der Welt entsprechen die Kontrollen nicht mehr den internationalen Standards / Das Anti-Doping Labor hat die Zulassung verloren
Es war schon ein dummer Zufall: Just an dem Tag, da die Welt-Antidoping-Agentur WADA Alarm schlug, weil in Spaniens Profifußball kaum noch Dopingkontrollen durchgeführt werden, verliert der große FC Barcelona um die Weltstars Lionel Messi, Luis Suarez und Neymar 0:4 in Paris. Fürchtete da jemand am Dienstagabend etwa, dass er nach dieser Nachricht in Frankreich nun noch schärfer kontrolliert wird? Wahrscheinlich ist das nicht die Erklärung für die blamable Niederlage, aber es muss kein Schelm mehr sein, der Böses denkt, wenn er an Spaniens Spitzenfußball denkt.
Spanien galt vor einem Jahrzehnt noch als Vorzeigestaat, weil er wie nur wenige andere ein Antidopinggesetz hatte. Doch seitdem ein solches von der WADA mit bestimmten Bedingungen eingefordert wird und die anderen Staaten nachzogen, ist das spanische Gesetz heute veraltet. Zwischen Ende 2015 und Oktober 2016 gab es aufgrund der politischen Pattsituation in Madrid zehn Monate lang keine Regierung, die nötige Anpassungen hätte beschließen können. So wurde Spanien im März 2016 von der WADA zu einem mit ihren Regeln »nicht konformen« Staat erklärt. Dem Madrider Kontrolllabor wurde zudem die Lizenz entzogen. Und das hat Folgen - jedoch nur im Fußball.
Von Spaniens Antidopingagentur AEPSAD vorgenommene Kontrollen entsprechen auf dem Papier also nicht mehr dem internationalen Standard. Theoretisch könnte ein von ihr positiv getesteter Athlet international also weiterhin starten. Da dies natürlich nicht erwünscht ist, folgten in anderen Sportarten die internationalen Verbände der von der WADA ausgesprochenen Aufforderung zur Hilfe und kontrollieren selbst in Spanien.
Im Fußball jedoch stellten sich sowohl der Weltverband FIFA als auch Europas Dachverband UEFA quer. Beide argumentieren damit, dass sie nur für ihre eigenen internationalen Wettbewerbe zuständig wären. Das stimmt zwar, löst aber das Problem nicht. Immerhin entkräftet es zumindest die anfangs provokativ formulierte Vermutung nach den Gründen für Barcelonas Schlappe bei Paris St. Germain. Pro Spiel in der Champions League werden mindestens zwei Spieler getestet.
Auf Spaniens Fußballplätzen sind die Dopingkontrolleure jedoch kaum noch aktiv. Angaben der AEPSAD zufolge wurden in dieser Saison bislang nur 57 Spieler getestet. In der vergangenen Spielzeit waren es noch 74 - pro Monat! »Das Fehlen von Kontrollen über einen Zeitraum von fast zwölf Monaten in einem Land, das über eine der wichtigsten Fußballligen der Welt verfügt, ist alarmierend. Und es trägt auch nicht dazu bei, das Vertrauen in sauberen Sport zu stärken«, sagte ein WADA-Sprecher.
Seit dreieinhalb Monaten hat Spanien mittlerweile wieder eine Regierung, eine neue Antidoping-Gesetzgebung wurde aber immer noch nicht verabschiedet. Sportminister Iñigo Méndez de Vigo von der konservativen Regierung hatte im Sommer 2016 noch wie so viele »null Toleranz gegen Doping« angekündigt und dann im November die Anpassung der Gesetze an den WADA-Code als Priorität bezeichnet. Diese Versprechen hat er bislang jedoch nicht eingelöst. Die Verabschiedung des nötigen »königlichen Dekrets« werde nicht mehr lange auf sich warten lassen, teilte die AEPSAD nun hoffnungsvoll mit. Danach dürfte die WADA Land und Labor auch schnell wieder die nötigen Lizenzen erteilen.
Julian Draxler interessiert sich eher wenig für die spanische Antidopingbehörde. Als er vor Kurzem bei Paris St. Germain anheuerte, musste er sich bei der französischen anmelden - und die ist WADA-konform. Und Draxler erlebt beim scheichgeführten Meister Frankreichs gerade so etwas wie seinen zweiten Frühling. Auf Schalke und danach vor allem in Wolfsburg hatte er zuletzt nicht mehr die in ihn gesteckten Hoffnungen erfüllen können. Er wollte weg, und äußerte den Wunsch auch immer wieder öffentlich. So lange, bis ihn die Wolfsburger für 40 Millionen Euro in der Winterpause ziehen ließen.
Für die Pariser hat Draxler nun in neun Spielen schon fünf Tore erzielt, darunter das wichtige 2:0 im Achtelfinalhinspiel gegen den FC Barcelona. »Na endlich! Es scheint, als hätte Draxler in Paris die richtige Mannschaft gefunden«, kommentierte der ehemalige Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack die Entwicklung des 23-Jährigen. Und Draxler selbst genoss das Spektakel: »Es war eine nahezu perfekte Nacht für uns.«
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