Bilder eines gemeinsamen Weges
Die Galerie Anke Zeisler feiert mit einer Ausstellung ihr Jubiläum »aus 15 Jahren«
Schon der schmale Korridor ist Ausstellungsbereich. Dort hängt inmitten anderer Arbeiten die Ankündigung zur Galeriepremiere im November 2001. »Aus 15 Jahren« nennt Anke Zeisler deshalb ihre aktuelle Exposition. Sie ist gleichsam die Zusammenschau eines rastlosen Bemühens um Kunstvermittlung und daher Anlass für einen Rückblick in eigener, in Zeislers Sache. Über wie viel Energie die zierliche Galeristin verfügt, die so leise durch ihre Räume huscht, erstaunt stets neu.
Durch ihre Mutter, die an der Kunsthochschule Weißensee studiert hatte, Kinderbücher illustrierte, für Publikationen ihres Mannes wissenschaftliche Zeichnungen beisteuerte, kam die in Eberswalde Geborene früh mit bildender Kunst in Berührung. Der Weg zum Beruf jedoch, so erinnert sich Anke Zeisler, war kein gerader. An der Humboldt-Universität studierte sie Kunsterziehung und Germanistik, mit einer gediegenen Praxisausbildung in künstlerischen Techniken. Auf diese Weise erwarb sie in Malerei, Grafik und Plastik handwerkliche Kenntnisse, die ihr noch nützlich sein sollten. Vorher lag eine, sagt sie, schwere Zeit als Lehrerin an einer Schule in Oberschöneweide. Elf Klassen hatte sie da zu unterrichten, musste, parteilos, am Parteilehrjahr teilnehmen.
Glücklich verlief dagegen ihre nächste Etappe: die Arbeit im staatlichen Kunsthandel. Die mittlerweile aufgelöste Galerie Unter den Linden wurde ihre zusätzliche »Universität«. Hier lernte sie viele Künstler kennen und konnte den Galeriebetrieb studieren. Eine Kunstinstitution in Frankfurt/Oder war die folgende Station: Mit 26 wurde sie dort Bereichsleiterin der Abteilung Ausstellungspolitik, war mit Planung, Atelierbesuch, Autorengespräch befasst - und merkte, wie sehr ihr das Freude bereitete. Wohl damals, meint sie rückblickend, entstand die Idee, eine eigene Galerie zu eröffnen. Nach Hausbau am Rande Berlins, drei Kindern und einer Zeit freiberuflicher Tätigkeit als Kunstwissenschaftlerin, bereits mit Ausstellungen in Strausberg, entdeckte sie Anfang 2001 im Prenzlauer Berg jene Wohnung, die außer der guten Lage an der Gethsemanekirche auch günstige Bedingungen für ein Kunstdomizil bot. Mit vereinten familiären Kräften ging die Renovierung vonstatten.
Ruth Tesmar, Zeislers einstige Studienberaterin, gestaltete die erste Ausstellung, Helmut Senf konnte für die nachfolgende gewonnen werden, Natascha Mann für die dritte. Manchmal, sagt Anke Zeisler, habe sie Angst vor der eigenen Courage bekommen, doch dass alle gewünschten Künstler zu Ausstellungen bereit waren, ermunterte die frisch gebackene Galeristin mit dem langen Verharren im »Startblock«. Nach welchen Kriterien aber richtet sie ihre Kunstschauen aus? Sie zeige Malerei, Grafik, Zeichnung, Skulptur, erläutert sie. Rund ein Dutzend Künstler haben bei ihr eine ständige Heimat gefunden. Das Bauchgefühl entscheide bei der Auswahl, die Qualität der Arbeit, das erkennbare Handwerk, die Balance zwischen Können und Wollen. Ob sie etwas Neues in den Werken erkenne, was sie anrege zum Nachforschen? Auch das, sagt Zeisler, spiele eine Rolle, eine geistige Verwandtschaft und die angenehme Zusammenarbeit.
Mehr als 60 Exponate von 36 Künstlern zeigt die Jubiläumsschau und ist damit auch das Bilderbuch eines gemeinsamen Weges. Mit zwei Radierungen, »Spitzmaus« und »Wasserkäfer«, ist Sophie Natuschke vertreten, eine zurückgezogen im Oderbruch lebende Grafikerin. Helmut Senf und Horst Bartnig vertreten brillant eine konstruktive Richtung; Reinhard Stangl besticht durch seine gedanklich vielschichtige Malerei; Natascha Manns Kleinformate bezwingen mit farblicher Strahlkraft ebenso wie Dorit Bearachs »BlauBlutButt«. Von Kai Klahre, mit Jahrgang 1981 der Jüngste, reicht der Bogen der Künstler bis zum 86-jährigen Altmeister Strawalde und schließt seine namhaften Kollegen Lothar Böhme, Dieter Goltzsche, Hans-Hendrik Grimmling, Horst Hussel und noch viele mehr mit ein. Auf die nächsten 15 Jahre!
»aus 15 Jahren«, bis zum 3. Mai in der Galerie Anke Zeisler, Gethsemanestr. 9, Prenzlauer Berg
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.