Abschiebung von Schülern kritisiert
Lehrer von Willkommensklassen schicken offenen Brief
In Berlin haben Lehrer von Willkommensklassen die ihrer Ansicht nach rigorose Abschiebepolitik kritisiert. Volljährige Schüler vor allem aus dem Irak und Afghanistan, aber auch aus Syrien bekämen immer häufiger Abschiebebescheide, zitiert die »Tageszeitung« aus einem offenen Brief, den rund 140 Pädagogen unterzeichnet haben. Das Schreiben ist an Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller und Innensenator Andreas Geisel (beide SPD) sowie an Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) gerichtet.
Betroffen von Abschiebungen seien vor allem Schüler, die derzeit in Oberstufenzentren lernen. »Die momentane Situation ist für unsere SchülerInnen unerträglich. Jeden Tag sehen wir, wie sich ihr psychischer Zustand verschlechtert, weil sie die Angst vor der drohenden Abschiebung plagt«, heißt es in dem Protestbrief der Lehrer.
In Berlin besuchen derzeit rund 12 000 geflüchtete Kinder- und Jugendliche sogenannte Willkommensklassen, um Deutsch zu lernen und anschließend in Regelklassen gehen zu können. Dafür seien seit 2012 rund 1100 Lehrer eingestellt worden, schreibt die Zeitung.
Die drohenden Abschiebungen konterkarierten auch das Engagement der Lehrer um Integration der geflüchteten Schüler, berichtet die Zeitung weiter. Man habe die Schüler der Altersgruppe der 16- bis 21-Jährigen, die an den Oberstufenzentren lernen, seit ein bis zwei Jahren auf die Aufnahme einer Ausbildung vorbereitet. Sie hätten Pläne gemacht, sich angestrengt, integriert, die Gesellschaft habe sie finanziell unterstützt und eine Unterkunft gestellt.
»Welchen Sinn hatten diese Anstrengungen und Kosten nun? Oder anders formuliert: Wozu diese Investitionen?«, zitiert die »taz« weiter aus dem Protestschreiben der 140 Pädagogen. Zudem heißt es in dem Brief: Die neue Abschiebepraxis, sei »politisch willkürlich, moralisch fragwürdig und wirtschaftliche unsinnig«. epd/nd
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