Mit viel nostalgischer Wucht
Freitags Wochentipp: »Matula« im ZDF
Der digitale Krieg gegen Fake News nimmt Fahrt auf. Während die Bundeswehr ihre Cyber-Brigade aufstockt, ringen seriöse Medien hingebungsvoll um Deutungshoheit über die Datenströme im Netz. Mit seinem Wahrheitskommando BR-Verifikation etwa machte der Bayerische Rundfunk im März den Anfang, gefolgt von der öffentlich-rechtlichen Task Force ZDFcheck17. Nun zieht die »Tagesschau« mit ihrem Knotenpunkt Faktenfinder gegen Falschmeldungen zu Felde. Das ist absolut löblich und staatsvertragskonform dazu. Dem Gros der avisierten Empfänger von Fake News ist die Realität zwar längst herzlich egal; aber was kann man dem Irrsinn schon Besseres entgegensetzen als Vernunft. Immer und immer und immer wieder.
Sonst droht uns allen bald ein multimediales Disneyland, in dem vor allem Eilmeldungen solcher Art von Belang sind: Die Yacht Rosetta III, meldete das Portal sonnenklar.TV vor einer Woche ganz aufgeregt, »sticht heute leider ohne Naddel in See«. Die »Reisereporterin« Abd El Farrag nämlich, bekannt aus… äh… also: bekannt, »verletzte sich gestern so schwer am Fuß, dass sie von ihrem Arzt striktes Reiseverbot erhielt«. Dabei sollte die, äh… also… sollte: Naddel doch »fünf Tage aus dem beliebten Urlaubsziel in Ägypten in Live-Schalten und Magazin-Beiträgen« berichten.
Wollen wir hoffen, dass das eine Fake News ist, der der Faktenfinder schnell auf den Grund geht. Ebenso lügenverdächtig: Den »Tatort« aus Münster sahen Sonntag vor einer Woche angeblich mehr als 14,5 Millionen Zuschauer, der beste Wert seit gut 20 Jahren. Und das, obwohl die Altherren Boerne und Thiel seit mindestens 20 ihrer 31 Ulkfälle die ewig gleichen Kalauer recyceln. Kann eine Spitzenquote von fast 40 Prozent wirklich wahr sein? Als vernunftbegabter Realist müsste man sagen: Never! Als desillusionierter Pragmatiker hingegen: Klaro! Wenn das ZDF sogar Matula aus der Grube gräbt, ist schließlich alles denkbar…
Richtig gehört: Josef Matula, buchstäblich der Sidekick wechselnder Anwälte im »Fall für zwei«, wird ab Freitag für - vorerst! - zwei Fälle aus der Versenkung geholt. Weil ihm die neue Tätigkeit als Kaufhausdetektiv zu öde ist, verdingt er sich diesmal ohne Jurist zur Seite als Privatschnüffler im alten Job und kriegt es gleich mit dem Mord in einer Seniorenresidenz an der Nordsee zu tun, wo er handgezählt dreimal verprügelt und einmal verhaftet wird, dazu zwei Leichen findet, ebenso oft illegal einbricht und einen Mordanschlag überlebt.
Alles wie bis zu seinem ersten Abschied vor knapp vier Jahren also. Alles auch dramaturgisch vom gleichen Leichtbauholz. Alles aber immerhin mit solch nostalgischer Wucht, dass man Claus Theo Gärtner irgendwie gern dabei zusieht, wie er mit dem Alter kokettiert, das sich immer sichtbarer ins Gesicht des 73-Jährigen gräbt. Der Körper darunter macht ja weiterhin alle Stunts. Und am Ende kriegt Matula den Schurken. War so, wird so bleiben. Der dritte Teil dürfte bereits in Planung sein.
»Matula«, ZDF, 14. April, 21.15 Uhr
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