Besitzer reißt Müritz-Hotel Klink ab

Vom ehemaligen DDR-Vorzeigebau in Mecklenburg-Vorpommern bleibt eine Dokumentation

  • Winfried Wagner, Klink
  • Lesedauer: 2 Min.

Gut zwei Jahre nach der Schließung des ehemaligen DDR-Vorzeigehotels in Klink (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) haben die Vorbereitungen für den Abriss begonnen. Das Hotelgelände wird zum Schutz vor Vandalismus eingezäunt, wie ein Sprecher des Eigentümers - der Berliner Avila-Gruppe - sagte. Das Umfeld sei abgeholzt und eine Denkmalschutzdokumentation für den Zehngeschosser erarbeitet worden. Nach der Entfernung von Schadstoffen wie Asbest, die »voraussichtlich Ende April beginnt«, sei frühestens im Herbst mit dem Komplettabriss zu rechnen. Erwogen wird derzeit eine Sprengung, um die Belastungen gering zu halten. Die Immobilienfirma betreibt neben dem Hotel auch eine »sehr gut ausgelastete« Reha-Klinik.

»Der Altbau des Hotels war aus wirtschaftlicher Sicht nicht mehr sanierbar«, sagte der Avila-Sprecher. Das Hotel mit 45 Hektar Grundstück an der Müritz war 1974 in Betrieb gegangen und nach Templin (Brandenburg) und Friedrichroda (Thüringen) eines der größten und bekanntesten Häuser, das der DDR-Feriendienst der damaligen Gewerkschaft FDGB bewirtschaftete. Das Klinker Hotel wurde für damals 50 Millionen DDR-Mark mit Schwimmhalle, Restaurants, eigenen Versorgungseinrichtungen sowie Vollverpflegung gebaut. Bis zu 500 Leute fanden Arbeit, nach 1990 waren es noch 130 Mitarbeiter.

Die in Berlin ansässige Immobilienfirma plant für rund 30 Millionen Euro einen Hotelneubau an der Stelle. Allein der Abriss wird mit 2,5 Millionen Euro Kosten veranschlagt. Die von Glas dominierte, leicht geschwungene Architektur des Klinikneubaus soll sechs Geschosse haben.

Das alte Hotel hatte 1990 noch mal für Schlagzeilen gesorgt, weil es eines der wenigen Hotels war, die entgegen dem Willen der damaligen Treuhand nicht geschlossen wurden. Es gab kaum andere Unterkünfte für Geschäftsleute und Gäste in der Region. Auch viele Parteien tagten hier, darunter auch mehrfach die CDU mit ihrer aus dem Bundesland stammenden Vorsitzenden Angela Merkel. Das Haus wurde privatisiert und nach einem Streit zwischen Eigentümer und Betreiber Anfang 2015 geschlossen.

Für weitere Verzögerungen im Ablauf sorgten Pläne der Denkmalpflege, das Gebäude zu erhalten. Sie hatte 2014 argumentiert, das alte Hotel stehe sozialgeschichtlich für den Ausbau des Tourismus in der DDR und sei in einem architektonisch wenig veränderten Zustand. Beim Bau der DDR-Hotels hatte es regional verschiedene Nuancen der Ausführung gegeben. Die Pläne zur Rettung des Hotels wurden aber fallen gelassen und dafür eine Denkmalschutzdokumentation erarbeitet.

Ähnliche Hotels in Templin, Friedrichroda und auch in Sellin auf Rügen existieren noch. Der weiße Sandstrand in Klink mit einem Restaurant und eigenem Hafen an der Müritz ist immer noch ein Besuchermagnet. dpa/nd

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