Türkei lässt italienischen Journalisten Del Grande frei
34-Jähriger recherchierte das Schicksal von Syrien-Flüchtlingen / Mittlerweile ist er in Bologna eingetroffen
Rom. Zwei Wochen nach seiner Festnahme haben die türkischen Behörden den italienischen Journalisten Gabriele Del Grande freigelassen. Der italienische Außenminister Angelino Alfano teilte am Montag mit, der 34-jährige Journalist befinde sich bereits auf der Heimreise. Del Grande war am 9. April von der türkischen Polizei festgenommen worden, als er im Grenzbereich zu Syrien das Schicksal von Flüchtlingen recherchierte.
»Ich habe gerade mit ihm gesprochen«, sagte Alfano. »Er ist auf der Rückreise nach Italien.« Sowohl das italienische Außenministerium als auch der aus Italien stammende EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani hatten sich für die Freilassung des Journalisten eingesetzt.
In der vergangenen Woche war Del Grande in den Hungerstreik getreten. Die Zeitung »La Repubblica« berichtete, Del Grande habe seiner Familie in einem Telefonat gesagt, dass sein Handy und andere persönliche Gegenstände beschlagnahmt wurden.
Der aus Lucca in der Toskana stammende Del Grande ist auch als Internetblogger, Autor und Menschenrechtsaktivist tätig. Sein Blog »Fortezza Europa« befasst sich mit der Flüchtlingstragödie im Mittelmeer.
Er war auch als Koautor und Koregisseur am halbdokumentarischen Film »Io sto con la sposa« (An der Seite der Braut) über syrische und palästinensische Flüchtlinge beteiligt, der 2014 beim Internationalen Filmfestival von Venedig gezeigt wurde.
Unterdessen hat die Schriftstellervereinigung PEN erneut internationalen Druck auf die Türkei gefordert, inhaftierte Journalisten und Autoren freizulassen. Der Präsident des deutschen PEN-Zentrums, Josef Haslinger, appellierte gegenüber dem Evangelischen Pressedienst an die Bürger, Aktionen zu unterstützen, die sich für Meinungsfreiheit und die Wahrung der Grundrechte in der Türkei stark machen.
Bereits im Februar hatten Vertreter des PEN-Zentrums, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und der Organisation »Reporter ohne Grenzen« mehr als 111.000 Unterschriften für die gemeinsame Petition #FreeWordsTurkey an die Bundesregierung übergeben. »Die Petition, mit der auch ein konsequentes Eintreten für verfolgte Autoren und den inhaftierten Journalisten Deniz Yücel gefordert wird, kann auch weiterhin unterschrieben werden«, sagte Haslinger. Agenturen/nd
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