Göttliche Solidarität
In Deutschland protestieren Linke und Christen gemeinsam / Zwist in Frankreich
Berlin. Gelsenkirchen ist eine arme Stadt, die Arbeitslosenquote liegt bei fast 17 Prozent, die Zechen sind längst geschlossen. Hier hat in diesem Jahr die zentrale Mai-Demonstration des Deutschen Gewerkschaftsbunds stattgefunden - eröffnet wurde sie mit einem ökumenischen Gottesdienst. Pfarrer Dieter Heisig geißelte die »heilige Kuh der Konkurrenz«, die geschlachtet werden müsse, denn sie erzeuge notwendigerweise Opfer. Konkurrenz müsse man Menschlichkeit und Solidarität entgegensetzen, sagte der Pfarrer. Und: Es sei nicht üblich, dass Christen und Marxisten auf einer Kundgebung Seite an Seite stünden.
Bundesweit haben an den diesjährigen 1.-Mai-Kundgebungen des DGB nach Agenturangaben rund 360 000 Menschen teilgenommen, etwas weniger als in den Jahren zuvor. Zu der Demo der rechten AfD kamen nach Polizeiangeben rund 1200 Menschen.
In Frankreich konnten sich die Gewerkschaften nicht auf eine gemeinsame Demonstration einigen. Der Hauptgrund: Die Gewerkschaft CFDT ruft dazu auf, bei der Präsidentschaftswahl am kommenden Sonntag Emmanuel Macron zu wählen und so Marine Le Pen von der rechtsextremen Front National (FN) zu verhindern. Die CGT empfiehlt hingegen nur, einen Siegeszug Le Pens zu verhindern. Das zeugt von den großen Vorbehalten der CGT gegenüber Macron, der die liberale Reform des Arbeitsrechts weiterführen will und der dabei, wie schon bei der Arbeitsrechtsreform von 2016, auf die Unterstützung der reformistischen CFDT zählen kann.
In der Türkei sind trotz des Ausnahmezustands Tausende Menschen auf die Straßen gegangen. In Istanbul gab es mehrere Festnahmen. Ein Hauptthema auf den Kundgebungen war die Kritik an den Massenentlassungen aus dem Staatsdienst nach dem Putschversuch. nd Seite 2,3 und 11
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.