Kandidatenhandwerk
Martin Schulz bekämpft desillusionierende Wahlergebnisse mit Wirtschaftsagenda
Berlin. Der Schulz-Effekt schwindet, wie nicht nur Umfragen, sondern auch die realen Ergebnisse des bisherigen Wahljahres nahelegen. Worin der Effekt eigentlich besteht, darüber kann man beim Anblick des sich spiegelnden Kanzlerkandidaten der SPD leicht ins Grübeln geraten. Schrumpft da gerade Schulz’ Spiegelbild oder schon die Illusion der sozialen Gerechtigkeit? Was ist optische Täuschung, was echt? Am Ende werden die Wähler ohne Illusionen auskommen müssen. Wahlen sind immer auch Ent-Täuschungen. Auf der anderen Seite dürfte inzwischen auch die SPD mit Bangen dem nächsten Wochenende entgegensehen, wenn die bereits dritte Wahlentscheidung dieses Jahres ansteht - die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. In Schleswig-Holstein wurde am Wochenende die sogenannte Küstenkoalition aus SPD, Grünen und Südschleswigschem Wählerverband abgewählt, die Bundeskanzlerin gratulierte am Montag dem Wahlsieger ihrer Partei, Daniel Günther (CDU), der einen klaren Regierungsauftrag erhalten habe. Laut vorläufigem amtlichen Endergebnis gewann die CDU rund einen Prozentpunkt hinzu und wurde mit 32 Prozent stärkste Kraft. Die SPD verlor rund drei Zähler und kam auf 27,2 Prozent.
Das Selbstbewusstsein von Martin Schulz hatte am Montag allerdings keinen sichtbaren Schaden genommen. In einer mit Spannung erwarteten Rede vor Vertretern der Berliner Wirtschaft ließ der Kandidat seiner »Wettbewerberin« Angela Merkel huldvolles Lob für ihre wirtschaftspolitischen Leistungen als Kanzlerin zukommen, die sie nach Schulz’ Ansicht freilich dem Umstand verdankt, dass sie stets dem Sachverstand solcher SPD-Politiker wie Sigmar Gabriel, Peer Steinbrück und Brigitte Zypries folgte. Erstmals ließ Schulz erkennen, wie er sich die Wirtschaftspolitik eines Bundeskanzlers vorstellt. uka Seite 6
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