Erdogans Schläger greifen Protestierende an
Begleiter des türkischen Präsidenten attackieren bei Besuch in Washington kurdische Aktivisten / Linkspolitiker Movassat: »Unfassbare Bilder« / Kritik von der US-Regierung
Berlin. Nach einem Angriff von Begleitern des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auf Demonstranten in Washington greift Empörung um sich: Das US-Außenministerium verurteilte die Attacken der mutmaßlichen Sicherheitsleute des Autokraten von Ankara, auch der Linkspolitiker Niema Movassat übte scharfe Kritik. »Erdogans Schläger prügeln wild auf Demonstranten ein«, sagte der Bundestagsabgeordnete. »Wenn sich Erdogans Leute so schon im Ausland aufführen, kann man sich denken, wie sie im Inland gegen Kritiker und Oppositionelle vorgehen.« Movassat sprach von »unfassbaren Bildern«.
Wie ein inzwischen im Internet kursierendes Video belegt, griffen Erdogans Sicherheitsleute am Dienstag vor der Residenz des türkischen Botschafters in Washington Demonstranten an, die Fahnen der syrisch-kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD) trugen. Mehrere Männer schlagen dabei massiv auf Protestierende ein und treten am Boden liegende Menschen gegen den Oberkörper. US-Polizisten scheinen offenbar kaum in der Lage, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Elf Menschen, darunter ein Polizist, wurden verletzt. Neun von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden.
Die Attacke ereignete sich nach einem mit Spannung erwarteten ersten Treffen Erdogans mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus. Anschließend fuhr Erdogan zur Residenz des türkischen Botschafters, wo sich anlässlich des Besuchs Anhänger wie Gegner versammelt hatten.
Auch die Polizei von Washington verurteilte die »brutalen Angriffe auf friedliche Demonstranten«. Sie arbeite mit dem State Department und dem Geheimdienst zusammen, um alle »Verdächtigen zu identifizieren und zur Verantwortung zu ziehen«. Die Ermittler verfügen nach Angaben von Polizeichef Peter Newsham über »sehr gute Videos« zu den Auseinandersetzungen. Er deutete an, dass die Ermittlungen »Fragen der diplomatischen Immunität« aufwerfen könnten. »Wir unterstützen das Recht der Menschen auf Meinungsfreiheit und friedlichen Protest«, mit Gewalt darauf zu reagieren, sei »niemals angebracht«, sagte die Sprecherin des US-Außenamts, Heather Nauert.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Erdogans Sicherheitsleute bei Auslandsreisen durch ihr aggressives und gewalttätiges Auftreten Schlagzeilen machen. Bei Erdogans Washington-Besuch im April 2016 griffen seine Bodyguards während eines Vortrags im Brookings-Institut Demonstranten auf der Straße an, beschimpften Journalisten und warfen einen Reporter aus dem Saal. Schon im Februar 2016 hatten Erdogans Bodyguards während eines Vortrags des türkischen Präsidenten in Ecuadors Hauptstadt Quito Protestteilnehmer gewaltsam aus dem Saal gebracht und Gegendemonstranten auf der Straße attackiert. Einem ecuadorianischen Abgeordneten, der zu vermitteln versuchte, wurde dabei die Nase gebrochen. Agenturen/nd
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